Der Herrscher des Himmels by Barbara Goldstein

Der Herrscher des Himmels by Barbara Goldstein

Autor:Barbara Goldstein [Goldstein, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Goodreads: 10347203
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2009-03-16T23:00:00+00:00


»Der Himmelssohn wird Sie in der ›Halle des Himmlischen Friedens‹ empfangen, Majestät«, erklärte mir Kao Chi, als er mich durch den Kaiserpalast in Zhongdu führte.

Der General, den ich fünf Jahre zuvor während meines Aufenthaltes in Zhongdu kennen gelernt hatte, war sehr ernst. Er wusste nicht, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte. Vor Jahren hatten wir ausgelassen Polo gespielt und uns lachend um einen Lederball geprügelt, und nun war ich der Schwiegersohn des Kaisers und der Sohn des mongolischen Khakhans, der im Norden, Westen und Osten des Reiches die Grenzen bedrohte.

Schweigend folgte ich ihm die Marmorstufen hinauf zum Portal der Empfangshalle, wo der Tianzi mich mit seinen Würdenträgern und Generälen empfangen wollte.

Der Sohn des Himmels saß auf einem Thronsessel, dessen Rückenlehne von goldenen Drachen gehalten wurde. Er trug ein gelbes Brokatgewand mit goldenen und blauen Stickereien sowie einen purpurfarbenen Hut. Xing Sheng saß sehr aufrecht, ja sprungbereit auf seinem Thron und erwartete mich. Seine Hände verkrampften sich in den Stoff seiner kaiserlichen Robe. Als wir uns das letzte Mal sahen, zwei Jahre zuvor bei Yesugans Tod, war er zornig mit seinem Dolch auf meinen Vater losgegangen, und ich hatte ihn davon abgehalten, den Khakhan zu töten. Aber ich hatte ihn nicht getötet, obwohl ich es gekonnt hätte.

Als ich mich dem Zeremoniell entsprechend tief vor ihm verneigte, entspannten sich seine Gesichtszüge, ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Wir freuen Uns, Sie zu sehen, Temur Khan«, begrüßte er mich auf Chinesisch.

»Ich freue mich, dass Sie mich empfangen, Majestät.«

»Wie geht es Ihrem Vater?«, fragte er.

»Der Winter war mild in Xixia: Es geht ihm gut.«

Er zuckte zusammen: Die Eroberung des westlichen Nachbarreiches Xixia musste ihn zutiefst erschreckt haben. »Sie erfreuen sich offenbar auch bester Gesundheit, Temur Khan - trotz der ›nassen Füße‹ bei der Belagerung von Ningxia«, konterte er schlagfertig meine Bemerkung über den erfolgreichen Krieg in Xixia. »Wir haben von der gewaltigen Flutwelle des Huang He gehört, die tausende Menschen in den Tod riss ...«

»Mein Vater hat mir vor ein paar Wochen davon erzählt ...«, erklärte ich ihm. »... als ich aus Karakitai zurückkam«, schob ich mit einem boshaften Lächeln hinterher.

Die Schadenfreude gefror auf seinen Lippen. »Aus Karakitai?«

»Ich war als Botschafter des Khakhans bei Idikut Bartschuk Khan in Beshbalik, um ihm den Vasalleneid abzunehmen. Arslan Khan hat sich meinem Vater nach dem Sturz des Herrschers von Karakitai ebenfalls unterworfen - wie auch einige andere Khans in den Steppen östlich des Balkhash-Sees.«

Ein Funken Hoffnung huschte über das angespannte Gesicht des Kaisers. »Hat sich Ihr Vater entschieden, nach Westen zu ziehen, um Karakitai an sich zu reißen - bitte verzeihen Sie: die brennenden Ruinen, die Sultan Ala ad-Din Muhammad von Khwarezm nach seinem Feldzug gegen Balasaghun und Samarkand zurückgelassen hat?«, fragte er. »Wir dachten, Dschingis Khan wollte den Osten erobern!«

»Der Osten ist erobert, Majestät. Das Stammland Ihrer dschurdschischen Vorfahren in der östlichen Steppe wurde von Dschebe besetzt, während Subotai durch Koryo zog. In diesen Tagen belagert Dschebe Seoul.«

»Und welche Pläne hat Dschingis Khan mit Chin?« Die Frage stand zwischen uns wie ein scharfes Schwert, das zur Verteidigung gezogen wird - aus Furcht.



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