Der Henker 007 - Die Herberge der bleichen Mörder by Uwe Voehl

Der Henker 007 - Die Herberge der bleichen Mörder by Uwe Voehl

Autor:Uwe Voehl [Voehl, Uwe]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Horror, Mystery
Herausgeber: Zaubermond
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Hagen, 1. Januar 1931 (Nacht)

Schweratmend erreichte Siegfried sein Heim. Er schloss mit immer noch zitternder Hand die Wohnungstür auf. Sein Mantel war zerrissen und sein Zylinder nur noch eine Ruine.

Unter der Türritze zum Zimmer seines Untermieters brannte noch Licht.

'Ohle!', dachte er hasserfüllt und ging entschlossen auf die Tür zu. Er klopfte nicht an, sondern riss sie einfach auf.

Hinrich Ohle saß in dem Schaukelstuhl und blickte Siegfried mit einem jugendlichen Lächeln an, als habe er ihn erwartet.

'So früh schon zurück von der Silvesterfeier?', fragte er heuchlerisch.

Siegfried musste sich mit Gewalt zurückhalten, um sich nicht hinreißen zu lassen, sich auf den Unverschämten zu stürzen.

Die Standuhr im Zimmer schlug eins. Das neue Jahr war gerade eine Stunde alt, aber was für Grauen hatte es bereits beschert!

Wieder tauchten nun die Schwingen vor Siegfrieds Augen auf. Die schwarzen, aberhundert Schwingen.

Ohle, sein Untermieter, lächelte noch immer, als wisse er nicht, was geschehen war.

'Du verdammter …' Satan hatte er sagen wollen, aber wieder wurde es ihm schwarz vor Augen. Wieder musste er an das grausige Erlebnis im Theater denken, als Schlag zwölf aus allen Winkeln und Nischen die Fledermäuse hervorgeschossen gekommen waren und sich auf die wehrlosen Zuschauer gestürzt hatten. Es waren Desmodontidae, die der Volksmund auch als Vampire bezeichnete. Er selbst trug Dutzende von Bissstellen der pelzigen Teufel an seinem Leibe.

Wie geschickt Ohle alles vorbereitet hatte! Er hatte Siegfrieds Beziehungen zur Theaterleitung ausgenutzt. Alles war wie ein Zufall gewesen, als Siegfried Ohle gegenüber erwähnt hatte, dass der Regisseur noch eine besonders grausig anzusehende Statue für die Ausstattung des Stückes suche. Und Ohle hatte seine Seekiste aufgeschlossen, und ihm, Siegfried, die schreckliche holzgeschnitzte Statue lächelnd überreicht. Die Königin der Fledermäuse hatte er sie genannt. Erst nachträglich wurden ihm die vielen kleinen Andeutungen bewusst, die Ohle stets gemacht hatte, wenn während der letzten Tage wieder etwas Merkwürdiges im Theater passiert war. Und heute hatten die grauenhaften Geschehnisse ihren Höhepunkt erreicht.

Mitten in der Silvesterpremiere.

Er fühlte, wie ihn die Kraft verließ. Die Wunden forderten ihren Tribut. Wie hinter einem Nebel sah er Hinrich Ohle noch immer lächeln. Dann sah er ihn aufstehen und ans Fenster gehen.



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