Der Gottkaiser des Wüstenplaneten: Roman (Der Wüstenplanet - neu übersetzt 4) (German Edition) by Herbert Frank

Der Gottkaiser des Wüstenplaneten: Roman (Der Wüstenplanet - neu übersetzt 4) (German Edition) by Herbert Frank

Autor:Herbert, Frank [Herbert, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2021-12-13T00:00:00+00:00


Führerschaft wirft unausweichlich ein Problem auf: Wer ist bereit, Gott zu spielen?

– Muad’Dib, aus der Mündlichen Überlieferung

Hwi Noree folgte einer jungen Fischsprecherin über eine breite Rampe, die sich spiralförmig in die Tiefen Onns wand. Lord Leto hatte sie am späten Abend des dritten Festtags zu sich bestellt und damit einen Vorgang unterbrochen, der ihre Fähigkeit, ein emotionales Gleichgewicht zu bewahren, auf eine harte Probe gestellt hatte.

Ihr wichtigster Mitarbeiter, Othwi Yake, war kein besonders angenehmer Mann – ein Geschöpf mit sandfarbenem Haar, langem, schmalem Gesicht und unsteten Augen, die ihrem Gegenüber nie direkt in die Augen sahen. Yake hatte Hwi einen Bogen Mnemoradierpapier überreicht, der seinen Worten zufolge »eine Zusammenfassung der jüngst gemeldeten Gewalttaten in der Zeremonienstadt« enthielt. Er hatte sich dicht neben den Schreibtisch, an dem sie saß, gestellt, auf einen Punkt irgendwo links von ihr gestarrt und gesagt: »Fischsprecherinnen schlachten überall in der Stadt Gesichtstänzer ab.« Die Nachricht wühlte ihn offenbar nicht sonderlich auf.

»Warum?«, fragte Hwi.

»Es heißt, dass die Bene Tleilax einen Mordanschlag auf den Gottkaiser verübt haben.«

Eine Welle aus Angst durchlief Hwi. Sie lehnte sich zurück und blickte sich in ihrem Arbeitszimmer um – ein runder Raum mit einem halbkreisförmigen Schreibtisch, unter dessen auf Hochglanz polierter Oberfläche sich Armaturen für zahlreiche ixianische Maschinen verbargen. Der Raum war von einer düsteren Gewichtigkeit. Hinter braunen Holzverkleidungen waren Geräte verborgen, die ihn gegen Spionage abschirmten. Es gab keine Fenster.

Hwi, die versuchte, ihre Beunruhigung nicht zu zeigen, sah zu Yake. »Und Lord Leto ist …«

»Der Anschlag war offensichtlich erfolglos. Aber er erklärt vielleicht die Auspeitschung.«

»Dann glauben Sie, dass es tatsächlich einen Anschlag gab?«

»Ja.«

In diesem Moment trat Letos Fischsprecherin ein, kaum dass ihre Anwesenheit im Vorraum gemeldet worden war. Eine alte Bene Gesserit folgte ihr, die die Fischsprecherin als Ehrwürdige Mutter Anteac vorstellte. Anteac sah Yake eindringlich an, während die Fischsprecherin, eine junge Frau mit glatten, fast kindlichen Gesichtszügen, ihre Botschaft überbrachte: »Er hat gesagt, dass ich Sie an seine Worte erinnern soll: ›Kehre schnell zurück, wenn ich nach dir schicke.‹ Er schickt nun nach Ihnen.«

Während die Fischsprecherin sprach, wurde Yake sichtlich unruhig. Sein Blick huschte durch den Raum, als suchte er nach etwas, das er nicht finden konnte. Hwi zog sich eine dunkelblaue Robe über ihr Kleid und wies Yake an, bis zu ihrer Rückkehr im Büro zu warten.

Im orangefarbenen Abendlicht draußen vor der Botschaft, an einer Straße, auf der seltsam wenig Verkehr herrschte, sah Anteac die Fischsprecherin an und sagte: »Ja.« Sonst nichts. Dann ließ die Ehrwürdige Mutter sie alleine, und die Fischsprecherin brachte Hwi durch leere Straßen zu einem hohen, fensterlosen Gebäude, von dem aus die spiralförmige Rampe in die Tiefe verlief.

Von den Windungen der Rampe wurde Hwi leicht schwindelig. Winzige Leuchtgloben schwebten im Mittelschacht und warfen ihren grellen Schein auf lila-grüne Schlingpflanzen mit riesigen Blättern, deren Ranken von glitzerndem Golddraht festgehalten wurden. Die weiche, schwarze Oberfläche der Rampe verschluckte die Geräusche ihrer Schritte, wodurch sich Hwi des leisen Raschelns, das ihr Gewand beim Gehen machte, bewusst wurde. »Wo bringen Sie mich hin?«, fragte sie.

»Zu Lord Leto.«

»Ich weiß, aber wo hält er sich auf?«

»In seinem Privatgemach.



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