Der Gesang der Königin by Victoria Aveyard

Der Gesang der Königin by Victoria Aveyard

Autor:Victoria Aveyard [Aveyard, Victoria]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2015-11-16T16:00:00+00:00


Es würde keine Königinnenkür geben.

Es vergingen zwei Monate im Sonnenschloss, und jeden Morgen bei Sonnenaufgang wartete der Hof auf irgendwelche Verlautbarungen. Die Adligen bedrängten den König mit Fragen darüber, wann sein Sohn sich eine Braut unter ihren Töchtern suchen würde. Aber er ließ sich durch niemandes Gesuch beeindrucken und schaute sie mit seinen schönen Augen ungerührt an. Mit Königin Anabel verhielt es sich ähnlich, auch sie gab keinerlei Hinweis darauf, wann ihr Sohn seine wichtigste Pflicht erfüllen würde. Nur Prinz Robert erkühnte sich zu lächeln, da er genau wusste, welcher Sturm sich da am Horizont zusammenbraute. Mit jedem Tag wurde das Getuschel lauter. Alle fragten sich, ob Tiberias wie sein Vater war und Männer Frauen vorzog – doch selbst dann war er verpflichtet, eine Königin zu wählen, die ihm eigene Söhne gebar. Andere waren schlauer und lasen aufmerksam die Spur aus Brotkrumen, die Robert für sie ausgelegt hatte und die als dezente Wegweiser gedacht waren. Der Prinz hat seine Wahl getroffen, und keine Arena wird ihn umstimmen.

Coriane Jacos aß regelmäßig mit Robert und auch mit Königin Anabel zu Abend. Beide sparten nicht mit Lob für das junge Mädchen, ja, sie priesen sie sogar so sehr, dass gemunkelt wurde, Haus Jacos sei womöglich gar nicht so schwach, wie es den Anschein hatte. »Ist das vielleicht bloß ein Trick?«, hieß es. »Verbergen sie hinter der Maske der Armut nur ihr mächtiges Gesicht?« Die Zyniker im Hofstaat fanden andere Erklärungen. »Sie ist eine Einsingerin, eine Manipulantin. Sie hat dem Prinzen tief in die Augen gesehen und bewirkt, dass er sich in sie verliebt hat. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand gegen das Gesetz verstößt, um die Krone zu ergattern.«

Lord Harrus genoss die neue Aufmerksamkeit und versuchte nach Kräften, mit der Zukunft seiner Tochter als Einsatz mehr Tetrarch-Münzen und Darlehen zu ergattern. Doch er war ein schlechter Spieler in einem großen und komplizierten Spiel. Er verlor ebenso viel, wie er sich lieh, wettete auf Karten wie auf Schatzbriefe und tätigte schlecht durchdachte, verlustreiche Spekulationsgeschäfte, die die von ihm regierte Region »stärken« sollten. Auf Empfehlung von Lord Samos, der ihm versicherte, in den Hügeln von Aderonack lagere ein reiches Eisenvorkommen, eröffnete er zwei Bergwerke. Beide erwiesen sich jedoch bereits nach wenigen Wochen, in denen nichts als Erde gefördert worden war, als Pleiten.

Nur Julian war in diese Misserfolge eingeweiht, und er hielt sie vor seiner Schwester sorgsam geheim. Auch Tibe, Robert und Anabel machten es so; sie schirmten Coriane von dem schlimmsten Geschwätz ab und arbeiteten mit Julian und Sara zusammen, um Coriane im Zustand seliger Unwissenheit zu halten. Doch trotz dieser Schutzvorkehrungen erfuhr Coriane natürlich alles. Damit ihre Familie und Freunde sich keine Sorgen machten, damit sie glücklich waren, gab sie jedoch vor, nichts davon zu wissen. Nur ihr Tagesbuch kannte den Preis für diese Lügen.

Vater schaufelt uns mit beiden Händen ein Grab. Er prahlt vor seinen angeblichen Freunden mit mir und erzählt ihnen, ich würde die nächste Königin dieses Reichs. Ich glaube nicht, dass er mir in meinem Leben schon mal so



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