Der Ermittler by Arthur Hailey

Der Ermittler by Arthur Hailey

Autor:Arthur Hailey [Hailey, Arthur]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-28T04:00:00+00:00


Georges und Jasons doppelter Geburtstag wurde den ganzen Tag lang gefeiert. Zum Abendessen erschienen weitere elf Gäste, so daß das bescheidene Heim der Grundys mit zwanzig Personen überfüllt war. Zu den Neuankömmlingen gehörte Karens älterer Bruder Lindsay aus Montreal, der sich nicht eher hatte freimachen können. Mit ihm kamen seine Frau Isabel, sein erwachsener Sohn Owen und Owens Frau Yvonne. Die übrigen sieben Gäste waren alte Freunde des Ehepaars Grundy.

Bei dieser Geburtstagsfeier stand Malcolm ganz unerwartet im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. »Als ob man einen richtigen Fernsehdetektiv ausfragen könnte«, sagte die zwölfjährige Myra, nachdem sie ihn mit Fragen bombardiert hatte.

Jason setzte sich plötzlich hellwach auf. »Mein Dad arbeitet viel besser als diese Kerle im Fernsehen.«

Andere fragten nach der Hinrichtung, der Malcolm an diesem Morgen beigewohnt hatte, nach den Morden, die der Täter verübt hatte, und wie sie aufgeklärt worden waren. Malcolm beantwortete alle Fragen so aufrichtig wie möglich, ließ aber sein letztes Gespräch mit Elroy Doil unerwähnt.

»Ein Grund für unser Interesse«, sagte George Grundy erklärend, »ist die erschreckende Zunahme von Gewalttaten bei uns in Kanada. Früher hat man aus dem Haus gehen und sich sicher fühlen können, aber das ist längst vorbei. Jetzt sind wir fast so schießwütig wie ihr in den Staaten.« Die anderen murmelten zustimmende Worte.

Als sich eine Diskussion über Mordfälle entwickelte, erläuterte Malcolm, daß die meisten Mörder gefaßt wurden, weil sie Fehler machten oder sich nicht bewußt waren, welche Fahndungsmöglichkeiten die Polizei hatte.

»Eigentlich«, sagte Sofia Moxie, »müßten sie durch die Flut an Informationen – in Zeitungen, in der Literatur und im Fernsehen – über Verbrechen und ihre Bestrafung wissen, wie schlecht ihre Chancen stehen.«

»Du würdest's wissen«, stimmte Malcolm zu. »Aber die Mörder, mit denen wir es zu tun haben, sind oft jung und nicht besonders gut informiert.«

»Vielleicht sind sie's nicht, weil sie nicht viel lesen«, meinte Owen Grundy. Er war schlank und drahtig, ein Architekt mit einer Vorliebe für Ölmalerei.

Malcolm nickte. »Viele von ihnen lesen nie. Manche können wahrscheinlich nicht mal lesen.«

»Aber sie sehen bestimmt fern«, warf Myra ein. »Und Fernsehverbrecher werden geschnappt.«

»Richtig«, bestätigte Malcolm. »Aber im Fernsehen werden Verbrecher als große Helden hingestellt. Sie fallen auf, und das möchten Jugendliche – vor allem aus unterprivilegierten Familien – auch gern. Die Konsequenzen zeigen sich dann später, meist zu spät.«

Zu Malcolms Überraschung befürworteten die meisten Anwesenden die Todesstrafe für Mord, selbst bei Verbrechen aus Leidenschaft. Der in den Vereinigten Staaten zu beobachtende Meinungsumschwung schien nun auch Kanada zu erfassen, wo die Todesstrafe 1976 abgeschafft worden war. Isabel Grundy, eine Physiklehrerin mit burschikos nüchterner Art, sprach sich besonders vehement dafür aus. »Ich bin für die Wiedereinführung der Todesstrafe. Manche Leute behaupten, sie wirke nicht abschreckend, aber der gesunde Menschenverstand sagt einem das Gegenteil. Außerdem sind die Hingerichteten meist der Abschaum der Menschheit. Ich weiß, daß es nicht politisch korrekt ist, das zu sagen, aber es ist trotzdem wahr!«

Aus Interesse fragte Malcolm: »Für welche Hinrichtungsart würdest du plädieren?«

»Galgen, elektrischer Stuhl, Giftspritze – mir ist's egal, wenn wir diese Leute nur loswerden.«

Danach herrschte für kurze Zeit verlegenes Schweigen, weil Isabel sich in Rage geredet hatte.



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