Der Engelsturm. by Williams Tad

Der Engelsturm. by Williams Tad

Autor:Williams, Tad [Williams, Tad]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Osten Ard 4
ISBN: 9783596130764
Amazon: 359613076X
Herausgeber: Fischer
veröffentlicht: 1997-01-01T23:00:00+00:00


Herzogin Gutrun verließ den schützenden Umkreis von Varas Bett und hielt Isgrimnur eine wütende Schimpfrede, weil er aufgestanden war.

Schon seit Tagen war sie zwischen den beiden Zimmern hin und her gerannt und sichtlich erschöpft. Der Herzog verzichtete auf Widerworte und ließ sich mit der Miene eines trotzigen Kindes auf die von Strangyeard herbeigeschleppte Bank fallen.

Vara lag auf einen Kissenberg gestützt da, in jedem Arm einen Säugling.

Wie Gutrun war auch sie blaß und unverkennbar müde, was jedoch die stolze, heitere Ruhe nicht minderte, die von ihr ausstrahlte wie das ge-dämpfte Glühen einer Laterne. Die beiden Kinder waren gewickelt, so daß nur die Köpfchen mit den schwarzen Haaren hervorlugten. An Varas rechter Schulter hockte Aditu und starrte mit hingerissener Aufmerksamkeit auf das Kind vor ihr.

Als er sich verschnauft hatte, beugte Isgrimnur sich vor und warf dabei einen verstohlenen Blick auf die Sitha. Ein seltsamer Hunger schien in ihren Augen zu liegen, und Isgrimnur fielen plötzlich die alten Geschichten von den Elben ein, die die Kinder der Menschen stehlen. Sofort verdrängte er die beunruhigende Vorstellung.

»Sie sehen wunderbar aus«, sagte er. »Welcher ist welcher?«

»Der Junge liegt rechts im Arm; das hier ist das Mädchen«, erläuterte Vara.

»Und wie sollen sie heißen?«

Josua kam näher und sah mit ungemischtem Stolz auf Frau und Kinder.

»Wir wollen den Jungen Deornoth nennen, zur Erinnerung an meinen Freund. Wenn er ein nur halb so edelmütiger Mann wird, werde ich stolz sein.« Er blickte auf das zweite schlafende Gesichtchen. »Das Mädchen heißt Derra.«

»Es ist das Thrithing-Wort für Stern.« Vara lächelte. »Sie wird hell leuchten. Anders als meine Mutter und Schwestern wird sie keine Gefangene der Wagen sein.«

»Gute Namen«, bestätigte Isgrimnur und nickte. »Wann soll der Erste Segen stattfinden?«

»Wir werden in drei Tagen von hier aufbrechen«, erwiderte Josua, der den Blick nicht von seiner Familie wenden konnte. »Die Zeremonie soll abgehalten werden, bevor wir reiten.« Er drehte sich um. »Sofern Strangyeard es ermöglichen kann, natürlich.«

»Ich?« Der Archivar sah sich im Zimmer um, als könne noch jemand dieses Namens anwesend sein. »Aber wir befinden uns doch jetzt in Nabban, Josua. Hier gibt es an jeder Ecke eine Kirche. Und ich habe noch nie einen Ersten Segen gesprochen.«

»Ihr habt Vara und mich getraut, darum wollen wir selbstverständlich keinen anderen Priester«, beharrte Josua. »Es sei denn, Ihr wolltet nicht.«

»Wollen? Ich würde mich natürlich sehr geehrt fühlen. Natürlich! Vielen Dank, Prinz Josua, vielen Dank, Herrin Vara.« Er begann sich unauffällig der Tür zu nähern. »Ich sollte mir am besten gleich ein Buch über den Wortlaut besorgen und ihn auswendig lernen.«

»Wir sind in einem Kloster, Mann«, belehrte ihn Isgrimnur. »Ihr solltet nicht weit zu suchen haben.«

Aber Strangyeard war bereits hinausgeschlüpft. Der Herzog war überzeugt, daß die allgemeine Aufmerksamkeit zuviel für ihn gewesen war.

Gutrun räusperte sich energisch. »Ja. Nun, wenn ihr alle wirklich fertig-geredet habt, dürfte es für Vara und die Kleinen Zeit sein, sich etwas auszuruhen.« Sie musterte ihren Gatten. »Und du gehst wieder in dein Bett, du eigensinniger alter Bär. Mir ist fast das Herz stehengeblieben, als sie dich auf einer Bahre hier hereintrugen, und als du vorhin angestolpert kamst, war es genauso schlimm.



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