Der Duft der Wuestenrose - Roman by Beatrix Mannel

Der Duft der Wuestenrose - Roman by Beatrix Mannel

Autor:Beatrix Mannel
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Diana Verlag
veröffentlicht: 2012-03-16T04:00:00+00:00


17

Trotz allem, was passiert war, schlief Fanny tief, und ihre Träume waren nicht voller Schrecken, sondern friedlich. Sie konnte fliegen wie ein Vogel, segelte über stille Täler und Berge dahin und endete bei einer Brautgesellschaft, die ausgelassen inmitten eines Buchenwaldes feierte.

Am nächsten Morgen trank sie etwas Tee, den ihr Zach brachte. Sie fragte nach Martha und Grace, und als er ihr versicherte, dass es den beiden auch wieder besser ginge, schlief sie wieder ein.

Als sie nach einer weiteren Nacht endlich erfrischt aufwachte, tat ihr der Arm nicht mehr so weh. Sie betastete ihn vorsichtig und war erleichtert, dass er sich trotz der ganzen Verzögerungen bei der Versorgung so anfühlte, als ob er wieder richtig zusammenwachsen würde.

Doch als sie sich aufsetzte und aufstehen wollte, wurde ihr entsetzlich übel, und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, obwohl ihr Magen vollkommen leer war. Sie riss sich zusammen und stand auf, um sich zu waschen und anzuziehen. Wie hatte sie nach alldem, was passiert war, nur so lange schlafen können?

Höchste Zeit, alles auf Vordermann zu bringen, denn heute oder spätestens morgen wurde Ludwig zurückerwartet. Und bei den vielen unangenehmen Dingen, die ihn hier erwarteten, erschien es Fanny nur klug, dafür zu sorgen, dass alles in einwandfreiem Zustand war.

Ihr wurde so schwindelig, dass sie sich wieder setzen musste. Bestimmt hatte sie einfach nur zu lange untätig herumgelegen, oder es war die Nachwirkung des Opiums. Sie rief nach Grace. Sie brauchte nur einen starken Kaffee, der würde sie schon wieder auf die Beine bringen. Aber das laute Rufen löste einen Würgreiz aus, und sie sank zurück aufs Bett. Sie musste sich etwas eingefangen haben.

Erst als Grace hinkend und mit zugeschwollenem Auge auftauchte, erinnerte sich Fanny wieder in aller Klarheit an das, was passiert war, und schämte sich, dass sie so lange geschlafen hatte, anstatt sich um Grace und Martha zu kümmern.

»Grace«, sagte sie und klopfte sacht neben sich auf das Bett. »Grace, du siehst immer noch fürchterlich aus, geh nach Hause und leg dich hin, bis es dir wieder besser geht.«

»Alles in Ordnung, Missi Charlotte.«

Fanny schüttelte den Kopf. »Ich sehe doch, dass das nicht stimmen kann.«

»Mein Zuhause ist hier.« Grace sah ihr direkt in die Augen, und weil sie noch immer genauso hoffnungslos aussah wie vorgestern, ging Fanny dieser Blick durch und durch. Was redete sie da? Nach Hause gehen, wie unsensibel von ihr. Grace hatte wie Zach oder Martha kein Zuhause, weil sie als Kinder schon verkauft worden waren. Die drei hatten genauso wenig eine Familie wie Fanny. Diese Erkenntnis verstärkte ihre Übelkeit noch.

Grace’ Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Und wenn ich nur liege herum, dann ich denke an den He-Mann.«

Hermann, sie meinte Hermann, das Schwein.

»Wenn das so ist, dann hilf mir bitte. Bring mir warmes Wasser.« Fanny atmete tief durch in der Hoffnung, so ihre Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen. Sicher musste sie nur etwas essen.

Mit Grace’ Hilfe gelang es ihr, sich zu waschen und anzukleiden, dann ging sie durchs Haus in die Küche, wo Martha zusammengekrümmt auf der Bank am Fenster saß und Zach Befehle gab, wie er den Teig kneten sollte.



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