Der Duft der Rose by Daria Charon
Autor:Daria Charon
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Erotik
ISBN: 9783838712246
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2014-07-11T10:59:30.890319+00:00
15
Nicholas wischte sich den Schweià von der Stirn. Die Sonne schien glühend auf den Platz herunter, auf dem irgendwann Ghislaines Seifenmanufaktur stehen sollte. Seit drei Tagen waren die Männer damit beschäftigt, die Fläche zu roden und die Zufahrt zu ebnen. In der nächsten Woche wollte Didier Farigoule, der Baumeister, persönlich den Beginn der Bauarbeiten überwachen. Im Augenblick lief alles nach Plan.
Er lieà die Hand sinken und blickte dem Reiter entgegen, der auf den Platz zuhielt. Mit schwindender Entfernung erkannte er Ghislaine auf Hermes. Er hatte sie zum letzten Mal zwei Tage zuvor gesehen, als sie ihm den Brief des Baumeisters gezeigt hatte.
Obwohl er ihr den Schlüssel zum Verwalterhaus gegeben hatte, benutzte sie ihn nicht. Die Sache mit dem Schlüssel hatte ihm mehr zugesetzt, als ihm lieb war. Denn es ging nicht darum, die paar Habseligkeiten vor Dieben zu schützen, sondern ihm einen Bereich zu verschaffen, über den nur er verfügen konnte. Ghislaine war sich dessen bewusst, und das zeugte von einer Feinfühligkeit, die ihm ein weiteres Stück Respekt abnötigte. Wie hatte er Ghislaine jemals für oberflächlich und gedankenlos halten können?
Wenn sie zu ihm kam, wartete sie immer, bis er ihr öffnete. War er nicht da, saà sie auf der Bank vor dem Haus. Er verstand nicht so ganz, warum sie nicht einfach den Schlüssel benutzte, und nahm an, dass es um die Distanz zwischen ihnen ging, auf die sie offenbar bei aller Intimität groÃen Wert legte. Sie blieb auch niemals die ganze Nacht, sondern ging jedes Mal wieder zurück ins Schloss. Er hatte angefangen, sie zu begleiten, da er nicht wollte, dass sie nach Mitternacht allein durch die Dunkelheit streifte. Dann gingen sie schweigend nebeneinander, als wären sie Fremde. Beim Schloss küsste sie ihn zum Abschied mit spitzen Lippen und verschwand hinter den Mauern.
Immer mehr erschienen ihm die Stunden, in denen sie sich hemmungslos liebten, wie ein Bereich auÃerhalb der alltäglichen Wirklichkeit. Ghislaine in ihren schlichten, zweckmäÃigen Kleidern, die Pläne schmiedete und mathematische Berechnungen erstellte, hatte nichts zu tun mit der wollüstigen, leidenschaftlichen Frau in seinen Armen. Als wären sie zwei verschiedene Personen. Aber er wollte über diese Dinge nicht nachgrübeln, ebenso wenig wie über die Gründe, die sie beinahe zur Mörderin eines Säuglings hatten werden lassen. Jeder Mensch hatte Geheimnisse, und meist war es besser, nicht daran zu rühren, wie er aus erster Hand wusste.
Er ging ihr entgegen und half ihr beim Absteigen. Der Hauch des Rosendufts allein genügte, um seinen Unterleib zum Leben zu erwecken.
»Comtesse«, sagte er ruhig, weil er nicht wusste, wie er ihr Erscheinen deuten sollte. »Wie schön, Euch zu sehen. Wollt Ihr Euch vom Fortschritt des Unternehmens überzeugen?«
»Nein. Ich habe ein kleines Picknick zusammenstellen lassen. Es ist Mittag, falls es Euch noch nicht aufgefallen ist.« Sie lächelte ihn an und deutete auf einen Korb, der am Sattel befestigt war. »Ihr könnt Euch doch ein Stündchen freinehmen?«
»Natürlich.« Er löste den Korb vom Sattel und griff nach den Zügeln des Pferdes. »Wollen wir uns in den Schatten des Baums dort drüben setzen?«
Sie nickte und ging neben ihm, als er das Pferd führte.
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