Der Damenfriede by Cristen Marie

Der Damenfriede by Cristen Marie

Autor:Cristen, Marie [Cristen, Marie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-40416-4
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2013-02-21T23:00:00+00:00


Zwanzigstes Kapitel

Erinnerungen

Fontainebleau, 28. März 1529

Ich will endlich aufstehen. Ihr müsst mich nicht hüten wie einen Vogel, der vor einem Kater geschützt werden muss.«

Das Fieber war gesunken, und der Schmerz in der Brust ließ nach. Andrieu wurde zunehmend mürrischer. Er konnte Untätigkeit nicht ertragen.

»Schimpft nur«, riet Simona ihm nachsichtig. »Dann wird es Euch wenigstens leichter ums Herz. Es fördert die Genesung.«

»Unsinn. Wer sagt Euch, dass mir schwer ums Herz ist?«, brummte er.

»Meine Augen«, antwortete Simona. »Die Grübelfalten in Eurem Gesicht verraten es. Ihr lacht nicht, seid nie heiter. Nur wenn das Fieber Euch um die Kontrolle über den eigenen Verstand bringt, bricht alles aus Euch heraus. Dann ruft Ihr nach Jean, den es nicht gibt.«

Dass er ihr nach langem Schweigen schließlich doch antwortete, erstaunte sie beide.

»Es gibt ihn wirklich nicht mehr. Er ist tot. Gefallen in der Schlacht von Pavia. Sein Tod war völlig sinnlos. Der Kaiser hat die französischen Truppen vernichtend geschlagen. Sechzehntausend französische Soldaten haben ihr Leben verloren. Unter ihnen die größten Generäle unseres Königreiches. Es war am 24. Februar vor vier Jahren. Am fünfundzwanzigsten Geburtstag des Kaisers. Manche sagten damals, der Sieg sei ein Geschenk Gottes an ihn gewesen.«

Die Worte brachen heiser aus ihm heraus.

Simona zog den Lehnstuhl näher an sein Bett und setzte sich.

»Redet darüber, es wird Euch helfen. Warum nennt Ihr Jeans Tod sinnlos?«

Sie hielt seinem Blick stand. Zum ersten Mal zeigten sich Gefühlsregungen in seinen Augen.

»Erzählt mir von der Schlacht.«

Er löste den Blickkontakt, schaute an ihr vorbei. Simona hatte den Eindruck, dass schrecklichere Bilder ihn plagten.

Sie gab nicht nach.

»Wart Ihr dabei?«

»Seite an Seite mit Jean, in unmittelbarer Nähe unseres Königs. Wir hatten die Schlacht schon fast gewonnen. Die kaiserlichen Truppen zogen sich bereits zurück. Unsere Kavallerie setzte nach, und der König, voller Drang, sich als Held zu geben, griff völlig unnötig und gegen jeden Rat ein. Seinen Kampfesmut zu beweisen war ihm wichtiger als alles andere. Hoch zu Ross ritt er, in prachtvoller Rüstung, genau zwischen die Feindeslinien. Jeder sollte ihn sehen und bewundern. Dass er damit die eigene Kavallerie außer Gefecht setzte, die Angst haben musste, den eigenen König zu treffen, hat er nicht bedacht. Die allgemeine Verunsicherung gab den kaiserlichen Truppen Zeit, sich erneut zu formieren.«

Er stockte.

»Und dann?«

»Der König liebt den Kampf. Er stählt sich in Ritterturnieren und im sportlichen Wettstreit. Aber dass eine Schlacht kein Spiel ist, wurde ihm wohl erst klar, als sein Pferd unter ihm erschossen wurde. Er stürzte zu Boden. Jean wich nicht von seiner Seite. Er war einer seiner engsten Freunde und Gefährten. Er deckte den König, der sich trotz seiner schweren Rüstung erheben konnte, um weiterzukämpfen, mit seinem Körper. Ein Arkebusenschuss zerschmetterte Jeans Kopf. Er erfuhr nicht mehr, dass er seine Pflicht getan und den König gerettet hatte. Er war tot, ehe er den Boden berührte. Ein zerfetzter Körper ohne Seele und Gesicht.«

»Wie nahe stand Euch Jean? Wo habt Ihr Euch kennengelernt?«, fragte Simona nach langem Schweigen.

»Er war mein Bruder. Mein jüngerer Zwillingsbruder. Es war meine Pflicht, ihn zu schützen. Ich habe kläglich versagt.«

»Sicher wart Ihr ebenfalls verletzt.



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