Der Daleth-Effekt by Harry Harrison

Der Daleth-Effekt by Harry Harrison

Autor:Harry Harrison [Harrison, Harry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 364
veröffentlicht: 2014-03-21T00:00:00+00:00


13.

Das Ausräumen des Spindes hatte etwas Endgültiges, das Nils bedrückte. Hastig stopfte er die Dinge, die sich in den Jahren angesammelt hatten, in seine Reisetaschen und zog den Reißverschluß zu. Nur nicht sentimental werden, dachte er, knallte die Tür zu und stapfte hinaus.

Im Korridor hörte er, daß jemand seinen Namen rief, und er drehte sich um.

»Inger!«

»Wer sonst, du dummer Riese? Du bist schon viel zu lange ohne mich geflogen. Brauchst du nicht bald eine gute Stewardeß auf deinen Mondreisen?«

Sie lief auf ihn zu, eine langbeinige, schlanke Schönheit, eine lebende SAS-Reklame. Sie war das Traumbild einer Stewardeß jedes Flugreisenden, groß – fast so groß wie Nils – und sah aus wie ein Star aus einem schwedischen Film. Sie war aber auch eine der besten und erfahrensten Stewardessen der Fluggesellschaft. Sie umfing seine Hand mit beiden Händen und trat ganz nahe an ihn heran.

»Es ist doch nicht wahr«, flüsterte sie, »daß du nicht mehr fliegst?«

»Jedenfalls nicht mehr bei der SAS – in nächster Zeit wenigstens. Es gibt da andere Möglichkeiten.«

»Ich weiß, ganz geheime Sachen. Der Daleth-Antrieb. Ja, die Zeitungen sind voll davon. Aber ich kann einfach nicht glauben, daß wir nie wieder zusammen fliegen.«

Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuß auf die Wange, und er spürte ihre Wärme. Im nächsten Augenblick trat sie einen Schritt zurück; sie wußte, was sich in der Öffentlichkeit geziemte.

»Gott, wie sehr ich mir das wünschen würde!« sagte er.

»Wenn du das nächstemal im Ausland bist, sag’ Bescheid.« Sie sah auf die Uhr und ließ seine Hand los. »Ich muß weiter. Abflug in einer Stunde.«

Sie winkte ihm zu und war verschwunden, er ging in die entgegengesetzte Richtung und dachte über ihr Verhältnis nach. In wie vielen Ländern hatten sie miteinander geschlafen? Sechzehn bestimmt. Es hatte keinerlei Schuldgefühle gegeben, weder bei ihr noch bei ihm, das Ganze war ein gegenseitiges Einverständnis ohne Vergangenheit oder Zukunft und ohne Hoffnungen oder Erwartungen.

Eine Mädchenstimme sagte über die Lautsprecher Abflüge an. Nils drängte sich durch die Menschenmenge zum nächsten Fernsehschirm, auf dem die Ankunftszeiten und Abflüge angegeben waren. In Kürze startete eine Kurzstreckenmaschine nach Malmö, das auf der anderen Seite des Sunds in Schweden lag – sein Flug. Skou fand immer neue Wege und Möglichkeiten, eventuellen Verfolgern zu entgehen, und das hier war sein neuester Plan. Ein guter Plan, wie Nils zugeben mußte.

Er wartete in der Haupthalle, bis ihm noch etwa zwei Minuten zum Abflug blieben. Dann ging er durch den Verwaltungsteil des Gebäudes, den Passagiere nicht betreten durften. So mußte er eigentlich jeden möglichen Verfolger abschütteln können. Ein paar Leute grüßten ihn, und dann war er draußen auf dem Flugfeld. Eben gingen die Passagiere an Bord des Flugzeugs nach Malmö. Er war der letzte, und man schloß die Tür hinter ihm. Die Stewardeß kannte ihn, so daß er seinen Ausweis gar nicht erst zu zeigen brauchte, und er ging nach vorn, setzte sich auf den Platz des Navigators und fachsimpelte während des kurzen Hopsers mit den Piloten. Bei der Landung ließ ihn die Stewardeß als ersten von Bord, und er ging sofort zum Parkplatz.



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