Der Bund der Drachenlanze 02 - Die Erben der Stimme by Mark Anthony

Der Bund der Drachenlanze 02 - Die Erben der Stimme by Mark Anthony

Autor:Mark Anthony [Anthony, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub


Kapitel 10

Noch ein Tod

In den nächsten paar Tagen blieben Tanis und Eld Ailea abwechselnd bei Flint im Laden. Der Zwerg sagte unzählige Male, sie sollten sich keine Sorgen um ihn machen.

»Ihr habt doch selbst viel zuviel zu tun, als euch um einen lahmen Zwerg zu kümmern!« sagte Flint verdrießlich, doch die Worte an seine Pfleger waren verschwendet. Einmal kam Solostaran zu Besuch und wirkte angesichts von Flints Gereiztheit beruhigt. Miral kam zweimal vorbei, um nach dem Zwerg zu sehen.

Am Mittag des zweiten Tages begann Flint, sichtlich wieder Kraft zu gewinnen, und aus der Zahl seiner Flüche beim Bewegen konnte man schließen, daß die Schmerzen nachließen. Doch Eld Ailea bestand weiterhin darauf, daß der Zwerg nicht allein sein dürfe, und blieb bei Flint, während Tanis zum Palast zurückkehrte, um frische Kleider zu holen.

Immerhin gestattete sie Flint, von seinem Lager aus an Porthios’ Kentommen-Medaille weiterzuarbeiten.

»Schließlich geht das Fest morgen los«, sagte sie unbekümmert, während sie ein Verbandstuch auf dem Tisch ausbreitete und es so faltete, wie es dem untersetzten Zwerg am besten passen würde.

»Morgen?« japste Flint und schoß aus dem Bett hoch. Dann faßte er sich stöhnend an die Schulter. »Ich dachte, ich hätte noch drei Tage Zeit!«

Ailea fing den Zwerg auf dem Weg zur Tür ab – auch wenn unklar war, was er damit erreichen wollte, wenn er ohne Hemd durch Qualinost rannte – und scheuchte ihn mit Schalk in ihren grünbraunen Augen ins Bett zurück. »Ganz ruhig«, sagte sie. »Du hast wirklich noch drei Tage Zeit.«

Sie erklärte ihm die Einzelheiten des Festes, während sie den alten Verband von der Brust des Zwergs abnahm.

»Das Wort ›Kentommen‹ oder ›Erwachsenwerden‹ bezieht sich nur auf den letzten Abschnitt des vierteiligen Festes«, erzählte sie, als sie vorsichtig das Leinen von der Wunde abzog. »Das ist der eindrucksvollste Teil, den die meisten Leute sehen wollen. Viele Elfen sagen aber zu dem ganzen, dreitägigen Fest ›Kentommen‹.«

Die Hebamme berichtete weiter, während sie mit sanften Händen die heilende Wunde wusch: »Der erste Tag ist das Kaltatha, das ›Grauwerden‹. Dieser Teil geht morgen früh los. Im Kaltatha wird der junge Elf – Mann oder Frau, er muß nur dem Adelsstand angehören – von seinen Eltern in den Hain begleitet«, womit sie den alten Wald in der Mitte der Elfenhauptstadt meinte.

Ailea spülte den Lappen in einer Schüssel mit sauberem Wasser aus. »Wenn der junge Mann, der das Kaltatha erlebt, von so hohem Rang ist wie Porthios, nutzen die einfachen Elfen meist die Gelegenheit, um dabei in ihren buntesten Festkleidern oder gar in Kostümen durch die Straßen zu ziehen. Sie tanzen und singen Lieder, die so alt sind wie das Fest selbst«, sagte sie. »Darum achtet der Palast darauf, daß bunte Fahnen genäht werden. Sie sollen den Weg zum Wald markieren.«

»Das würde ich gerne sehen«, meinte Flint.

Eld Ailea untersuchte sorgfältig die Stelle, wo der Dolch in Flints Schulter eingedrungen war. »Du dürftest morgen wieder soweit sein, daß du zu der Prozession gehen kannst, möchte ich meinen.«

Sie reinigte die Wunde ein letztes Mal und kippte die Schüssel dann vor der Hintertür des Ladens aus.



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