Der Blutkelch by Aufbau

Der Blutkelch by Aufbau

Autor:Aufbau
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Belletristik/Historische Kriminalromane
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2011-12-11T17:42:31+00:00


KAPITEL 12

Fidelma fand Bruder Seachlann im Hospital. Er war dabei, einen der Mönche zu behandeln, der bei ihrem Eintritt peinlich berührt aufsah.

»Komme ich ungelegen, Bruder Seachlann?«

Der Arzt zuckte gleichgültig die Achseln. »Ich bin mit meinem Patienten gerade fertig«, erwiderte er und reichte dem Mann einen kleinen irdenen Krug. »Hier hast du eine Mixtur. Trink immer mal einen Schluck davon, und wenn du keine Linderung verspürst, lass dich wieder blicken.«

Der Mönch, vor Verlegenheit rot geworden, nickte rasch, stand auf und verließ den Raum.

»Lebensmittelvergiftung, denk ich mal«, erklärte er unwirsch. »Er klagt über buinnech. Er war gestern schon hier, da hab ich ihn mit Mädesüß behandelt, aber das war nicht stark genug. Deshalb habe ich ihm jetzt einen Aufguss aus Gemeinem Ackermennig gemacht, der ist stärker, damit müsste die Sache in drei Tagen behoben sein.«

»Buinnech?«, fragte Fidelma. »Das ist doch flux.«

»Durchfall, ja. Da kein weiterer Fall aufgetreten ist, nehme ich an, unser Bruder hat etwas gegessen, was er nicht hätte essen sollen. Der eine oder andere hilft bei den frugalen Mahlzeiten, die unser resoluter Verwalter, Bruder Lugna, verordnet hat, etwas nach.«

»Ackermennig ist aber ekelhaft bitter«, meinte Fidelma. Sie hatte es einmal mit Widerwillen zu sich nehmen müssen. »Da ist mir gedünsteter Sauerampfer mit Rotwein weitaus lieber.«

»Schön für den, der sich Rotwein leisten kann«, entgegnete der Arzt. »Was aber kann ich für dich tun? Bruder Eadulfs Befinden hat sich doch hoffentlich nicht verschlechtert?«

Fidelmas Lächeln bestätigte das Gegenteil.

»Ich wollte dir ein Dankeschön sagen für all das, was du für ihn getan hast.«

»Ich habe nicht mehr getan als das, wozu mich mein Beruf verpflichtet.«

»Wir können von Glück sagen, dass du just da an der Baustelle vorbeikamst, wo er lag.« Er überging ihre Bemerkung, und so fuhr sie fort: »Wieso hat es dich so spät nachts ausgerechnet dorthin getrieben?«

Bruder Seachlann begann die Schälchen wegzuräumen, in denen er die Medizin für seinen Patienten angerührt hatte.

»Ich gehe immer noch ein Weilchen an die frische Luft, ehe ich mich zur Ruhe begebe. Es macht den Kopf klar.«

»Zu so später Stunde?«

»Ich halte mich nicht an den Turnus von Sonne und Mond. Wenn ich das täte, wäre ich kein Arzt. Krankheit und Verletzung fragen nicht danach, ob es Tag oder Nacht ist.«

»Das ist leider allzu wahr. Weshalb bist du Arzt geworden? Stammst du aus einer der Familien, in denen der Beruf des Heilers von einer Generation auf die nächste vererbt wird?«

Bruder Seachlann errötete. Sie deutete es als Gefühlsaufwallung, konnte sie sich aber nicht erklären.

»Ich begann Heilkunst zu studieren, als ich sah, dass meine Leute Ärzte brauchen.«

»Das nenne ich lobenswert. Doch Muman ist nicht Laighin, wenngleich sich die Abtei glücklich schätzen kann, dass du dich entschieden hast, deine Heimat zu verlassen und hierherzukommen.«

»Ein Arzt sollte allen Menschen dienen, egal wer und wo sie sind.«

»Du sahst also, dass deine Leute Ärzte brauchen, bist aber nach dem Studium zu dem Schluss gekommen, dass andere dein Können nötiger hatten?«

»Das muss wohl so sein, sonst wäre ich nicht hier«, erwiderte er abweisend.

Fidelma schmunzelte und sah ihn erwartungsvoll an.

»Ich habe in der Gemeinschaft von frommen Brüdern studiert und empfinde seither eine innere Verbundenheit mit ihnen«, versuchte er sich zu rechtfertigen.



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