Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) by Bekker Alfred

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) by Bekker Alfred

Autor:Bekker, Alfred [Bekker, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-11-17T23:00:00+00:00


Könige

Dem Heer des Hochkönigs wurde kaum eine Verschnaufpause gegönnt. Sie zogen die ganze Nach weiter, und da es sich ausschließlich um berittene Einheiten handelte, legten sie viele Meilen zurück. Nur ein paar Stunden nach Mitternacht rasteten sie. Damvan bestand darauf, denn Männer wie Pferde hatten diese Ruhe nötig.

Es wurde nur ein provisorisches Lager aufgeschlagen. Der Hofalchimist, der den König auf allen Feldzügen begleitete, setzte für Candric einen besonders starken Sud aus den Blättern der Sinnlosenblüte auf. Dieser wurde dann durch einige andere Zutaten ergänzt, die die Wirkung angeblich verstärken sollten.

Am frühen Morgen begann es zu regnen. Das Heer zog weiter, und das Land, durch das sie kamen, weichte so sehr auf, dass die Pferde oft mit den Hufen in den Schlamm einsanken und immer langsamer vorwärtskamen. So viele Heere waren in letzter Zeit durch dieses Gebiet gezogen, dass hier ohnehin kaum noch Gras wuchs. Harabans Söldner und ihre Kriegselefanten ebenso wie die Truppen der Verbündeten und natürlich Ghools Horden: unzählige Orks mit ihren Hornechsen und Riesenskorpionen, von denen sich immer wieder verendete Exemplare fanden. Die Reittiere der Dämonenkrieger und die gewaltigen Zugtiere, die die Belagerungsmaschinen zogen, hatten natürlich ebenfalls zu dieser Schneise der Verwüstung beigetragen.

Der Regen wurde stärker und stärker. Der Himmel war so rau und tief, dass man hier und da Stoßgebete unter den beiderländischen Rittern hören konnte, dass die Götter den Himmel nicht herabfallen lassen sollten.

Ein eisiger Wind blies. Ein Wind, der ungewöhnlich kalt und heftig für die Jahreszeit war.

Hagel prasselte zwischenzeitlich auf die Ritter nieder. Das Trommeln der Eiskörner auf den Rüstungen verursachte einen eigentümlichen Klang, wie ihn kaum einer der zum Großteil aus dem tiefsten Süden der sonnenverwöhnten westanischen Provinzen des Beiderlandes stammenden Ritter jemals zuvor gehört hatte. Blitze zuckten aus den grauen Wolken.

Das Donnergrollen weckte den König aus dem apathischen Dämmerzustand, in dem er sich schon seit Stunden befand. »Wir fürchten weder die Mächte des Wetters noch der Magie!«, rief er nun. »Vorwärts! Und wer die Spuren der Dämonenreiter findet, der bekommt einen beiderländischen Taler von mir!«

Aber kaum jemand hörte den König.

»Spuren dieser Dämonenkrieger werden wir wohl kaum noch finden«, meinte Kalamtar skeptisch. »Selbst die Hinterlassenschaften der Monstren, auf denen sie reiten, sind inzwischen eins mit dem Schlamm geworden!«

Der Hagelschlag verwandelte sich wieder in Regen. Regen, der so dicht war, dass man kaum ein paar Dutzend Schritte weit sehen konnte.

Die Götter haben es wirklich nicht gut mit mir gemeint, als sie es gestatteten, dass ich zum Hochkönig bestimmt wurde!, überlegte Candric. Alles drehte sich vor seinen Augen. Er spuckte Blut, rang nach Luft und klammerte sich am Sattelknauf seines Streitrosses fest.

Kalamtar beobachtete ihn. Er ließ sich etwas zurückfallen und hielt sich neben Herzog Damvan.

»Macht ein Ende und nehmt ihm die Befehlsgewalt, Herzog! Dieser Mann ist nicht mehr in der Lage, ein Heer zu führen! Und zwar schon, seit wir in Ogla aufgebrochen sind!«

»Er ist mein König«, stellte Damvan klar. »Und solange er lebt, werde ich ihm folgen, wohin auch immer.«

»Ihr seid in dieser Hinsicht wohl unbelehrbar«, meinte Kalamtar.

»So etwas nennt man Treue, und bei uns im Beiderland ist das eine ritterliche Tugend.



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