Der Ausbruch by Petra Hammesfahr

Der Ausbruch by Petra Hammesfahr

Autor:Petra Hammesfahr
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-06T23:00:00+00:00


DER HAUSMEISTER

Natürlich habe ich Vanessa geliebt. Und ich gehöre nicht zu den Menschen, denen solch eine Behauptung leicht über die Lippen kommt. Von der ersten Minute an habe ich sie geliebt bis zum Wahnsinn, das ist mir nur erst später bewusst geworden. Ob Vanessa für mich ebenso empfunden hat, weiß ich nicht genau. Darüber haben wir nie gesprochen. Man darf bei einem so jungen Mädchen wohl auch nicht zu viel erwarten. Aber was mich angeht, ich habe für sie getan, was ich konnte. Alles auf eine Karte gesetzt, meine Ehe, meinen Beruf, meinen guten Namen, alles habe ich für sie riskiert. Wenn das nicht Liebe ist, was ist es dann?

Vanessa hat mir vom ersten Augenblick an mehr bedeutet, als man mit Worten verständlich machen kann. Daran haben die letzten Tage nichts geändert. Sie war nicht unbedingt mein Leben oder die Luft, die ich zum Atmen brauche. Sie war mehr. Dieser gewisse Kick im Hirn, der plötzlich alles um hundertachtzig Grad dreht, dieses Feuer im Herzen, das sich zuerst nur hinter den Rippen ausbreitet, dann in den Bauch hinabsteigt und schließlich sogar Arme und Beine ausfüllt. Und den Kopf, den Kopf nicht zu vergessen.

Ich hatte gelegentlich schon von solchen Fällen gehört, dass es einen Mann um den Verstand bringt und er an gar nichts anderes mehr denken kann, dass er seine Pflichten vernachlässigt, seine Familie von heute auf morgen im Stich lässt, nur um mit einer anderen Frau zu leben. Weil diese andere Frau etwas hat, was der betreffende Mann sonst nirgendwo findet.

Aber ich selbst kannte das nicht, und ich hielt solche Schilderungen immer für leicht übertrieben. Bis zu dem Tag, an dem ich Vanessa traf, war bei mir eigentlich alles normal, ein Durchschnittsleben ohne besondere Aufregungen.

Mit 24 Jahren habe ich Gerti geheiratet. Es war immer eine ruhige Beziehung, friedlich und harmonisch. Wir haben uns gut verstanden, in jeder Hinsicht. Kein Streit ums Geld und um Sex erst recht nicht.

In dem Punkt ist Gerti ziemlich anspruchslos. In den ersten Jahren schlief ich regelmäßig mit ihr. Zweimal die Woche, es war immer ganz nett, nichts Besonderes, nichts Außergewöhnliches, aber Gerti war zufrieden damit. Und ich war es auch. Mir ist früher nie der Gedanke gekommen, dass ich meine besten Jahre verschleudert habe.

Dann kamen die Kinder, und es ließ nach. Damit muss man sich abfinden, dachte ich immer. Wir werden älter, wir kennen uns in- und auswendig. Und abends sind wir eben müde. Natürlich habe ich mich manchmal gefragt, ob das alles sein soll. Aber ich war nie scharf auf Abenteuer.

Gut, ich weiß, was hier über mich erzählt wird. Dass ich den jungen Mädchen nachgestiegen bin, dass ich sie im Aufzug belästigt oder ihnen draußen in den Grünanlagen aufgelauert habe. Wir hatten da einen Fall, das ist jetzt zwei Jahre her, da behauptete so ein junges Ding, ich sei in ihre Wohnung eingedrungen und habe sie unter der Dusche überfallen. Das ist purer Unsinn, einfach Wichtigtuerei, das hätte sie wohl gerne so gehabt.

In Wahrheit war es so, dass ich zufällig an der Wohnung vorbeikam und Wasserrauschen hörte.



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