Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt by Ellis Peters

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt by Ellis Peters

Autor:Ellis Peters
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783453024311
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 1981-01-02T00:00:00+00:00


Der dritte Tag des Jahrmarkts

1. Kapitel

Im ersten Morgengrauen erhob sich Emma, stahl sich aus dem breiten Bett, das sie mit Constance teilte, und kleidete sich sehr leise und vorsichtig an. Gleichwohl beunruhigte das Gefühl der Bewegung mehr als irgendein Geräusch den Schlaf der Dienerin. Sie schlug die Augen auf, sofort hellwach und bei klarer Besinnung.

Emma legte einen Finger an die Lippen und warf einen bedeutungsvollen Blick zu der Tür, hinter der Hugh und Aline Beringar schliefen. »Still!« wisperte sie. »Ich gehe nur zur ersten Gebetsstunde in die Kirche. Ich möchte niemanden wecken.«

Constance hob die Brauen und nickte. Heute sollte die Totenmesse für den Verstorbenen gelesen und danach seine sterblichen Überreste zum Boot geschafft werden. Da war es erklärlich, daß das Mädchen diesen Tag zu Buß- und Gebetsübungen nutzen wollte, für die ewige Ruhe ihres Onkels und ihr eigenes Seelenheil. »Ihr werdet das Kloster doch nicht verlassen?«

»Ich gehe direkt zur Kirche«, versprach Emma.

Constance nickte wieder, und ihre Lider schlossen sich. Sie war eingeschlafen, noch ehe Emma leise die Tür zugezogen hatte und zum großen Hof hinuntereilte.

Bruder Cadfael erhob sich wie die anderen zur Prime, verließ den Schlafsaal jedoch vor seinen Gefährten, um mit der einzigen Autorität zu sprechen, der er seine letzte Entdeckung anvertrauen konnte.

Solch ein Vergehen war Sache des Abtes, und er hatte das Recht, zuerst davon zu hören.

Sobald der Abt den Mönch eingelassen und die Tür seiner kargen Zelle hinter ihm geschlossen hatte, gaben sie sich bemerkenswert zwanglos - zwei Männer, die ihre Meinungen kannten und offen miteinander redeten. Das Blütenblatt der Rose, ein wenig runzlig und welk, aber noch seidig mit seinem Gelb und Rosa, lag wie eine goldene Träne in der Handfläche des Abtes.

»Du bist sicher, daß dieses Blütenblatt nicht zu Boden gefallen sein kann, als unsere Tochter die Rose in die Kirche brachte?« fragte Radulfus.

»Kein Stäubchen hätte davon zu Boden fallen können«, erwiderte Cadfael. »Sie trug es wie ein Weingefäß aus dünnem Glas, in beiden Händen. Ich sah jede Bewegung. Zwar habe ich den Sarg noch nicht bei Tageslicht in Augenschein genommen, aber ich zweifle nicht, daß fachmännisch damit umgegangen wurde und daß er so aussieht wie zuvor, als der Tischlermeister den Deckel befestigte.

Nichtsdestoweniger ist er geöffnet und wieder geschlossen worden.«

»Ich gebe mich mit deinem Wort zufrieden«, sagte der Abt. »Das ist schändlich.«

Cadfael nickte und wartete.

»Und du kannst den Mann, der so etwas getan haben würde, nicht benennen?«

»Noch nicht.«

»Und auch nicht feststellen, ob er etwas dadurch gewonnen hat?

Was Gott verhüten möge!«

»Nein, Ehrwürdiger Vater. Aber Gott wird es verhüten.«

»Er gebe dir seine Stärke.« Radulfus saß eine Weile in Gedanken versunken da. Dann hob er den Kopf. »Wir haben eine Pflicht gegenüber der weltlichen Macht. Tue, was dir am besten erscheint, denn ich höre, du hast das Ohr des stellvertretenden Grafschaftsbeamten. Was die Herausforderung der Kirche, unseres Hauses, unseres toten Sohnes und seiner Erbin betrifft, so trage ich keine Bedenken. Heute früh wird für den Verstorbenen die Totenmesse gelesen. Das heilige Meßopfer wird alles Unreine von dem Toten und seiner Ruhestätte tilgen. Und was seine Nichte betrifft, so laß ihr den Frieden, denn ihr Toter ist in den Händen Gottes.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.