Der Anfang von Danach (German Edition) by Jennifer Castle

Autor:Jennifer Castle [Castle, Jennifer]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2014-12-28T05:00:00+00:00

20. KAPITEL

* * *

»Bist du sicher, du willst nicht gucken kommen?«, fragte Meg eines Tages nach der letzten Stunde. Sie und Gavin wollten für My Fair Lady vorsprechen, das Herbstmusical der Theater-AG.

Meg und Gavin waren inzwischen ein fest etabliertes Paar. Er war ihr erster richtiger Freund und eine gute Wahl. Er gehörte nicht zu Andies Clique, aber alle mochten ihn; außerdem hatte er ein eigenes Auto. Sie hatten diese Angewohnheit, nebeneinander an der Wand zu lehnen, eine Hand jeweils in der Gesäßtasche des anderen. Widerwärtig fand ich das. Manchmal stellte ich mir vor, Joe und ich würden auch so dastehen, mit ihnen zusammen, und das machte es noch schlimmer.

Zum Glück war ich für den Nachmittag in der Tierklinik eingeteilt. Meg machte ein enttäuschtes Gesicht, als ich sie daran erinnerte, so als ob sie sich wirklich wünschte, ich würde daneben sitzen, wenn sie in der letzten Reihe der Aula knutschte. Ich wusste, dass sie versuchte, mich wieder mehr für meine alten Aktivitäten zu gewinnen, seitdem ich nur noch zwei Nachmittage die Woche in der Klinik jobbte. Ich brauchte die Zeit für Hausaufgaben, aber mir fehlte der tägliche Rhythmus der Klinik inmitten von Leuten, die nichts über mich wussten. Wenn ich jetzt nach einem Schultag voller Seitenblicke hinging, war das fast erholsamer als zu Hause zu sein.

Manchmal, wenn nicht viel los war, setzte ich mich ein paar Minuten auf die Kaninchenbank vor der Tür und dachte an den Tag mit David und fragte mich, wo er jetzt wohl war und wann ich das nächste Mal von ihm hören würde.

Als ich in der Klinik ankam, herrschte dort das totale Chaos. Eine Familie war mit ihrem Hund gekommen, der in einen Kampf geraten war. Er war ziemlich zerschunden und blutete, und Dr. B arbeitete schon eine ganze Stunde daran, seine Wunden zu verarzten. Deswegen mussten alle Leute warten, die regulär angemeldet waren, und regten sich auf. »Jetzt hat sie in ihren eigenen Transportkorb gemacht!«, schimpfte eine Frau mit einer Katze, die in einem fort leise jaulte.

»Der Doktor ist mit einem Notfall beschäftigt«, sagte Eve ruhig. »Sie können sich gern einen neuen Termin geben lassen, und wir geben Ihnen einen Nachlass für die Sprechstundengebühr.«

Das brachte die Frau zum Schweigen, und Eve schnitt verstohlen eine Grimasse, die nur ich sehen konnte. »Er muss einen zweiten Arzt einstellen«, flüsterte sie. »Es sind einfach zu viele Tage wie dieser.«

Ich machte mich so nützlich, wie ich konnte. Dr. B und Robert schafften es, den verletzten Hund zu stabilisieren, und wir konnten beginnen, die Patienten aufzurufen. Nach einer Stunde kam ein Mann in einem Overall voller Farbflecken herein, der mit beiden Händen eine schmutzige Reisetasche festhielt. Ich sah, wie Eve sich anspannte, und merkte, dass ich es auch tat.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie höflich, als er an den Tresen trat.

»Das will ich hoffen. Ich habe mit meinen Leuten eine leere Wohnung gestrichen, und da haben wir dieses Kätzchen in einem Wandschrank gefunden. Es scheint ihm irgendwie nicht gut zu gehen.«

Eve stand auf und schaute in die Reisetasche. Dann drehte sie sich zu mir um.

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