Der 7. Tag (German Edition) by Lubitsch Nika

Der 7. Tag (German Edition) by Lubitsch Nika

Autor:Lubitsch, Nika [Lubitsch, Nika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Nika Lubitsch
veröffentlicht: 2012-08-11T22:00:00+00:00


Cosmos Ausgabe Nr.4/2010

Sybille Thalheim – Meine Geschichte –

3. Teil: Auf der Suche nach meinem Mann

Ich hatte alles verloren. Zuerst meinen geliebten Mann, dann mein sehnsuchtsvoll erwartetes Baby, meinen hart erkämpften Job, mein gesamtes Vermögen und zum Schluss meine wundervolle Mutter. Zeit, ebenfalls zu gehen. Ja, ich wollte meinem Leben ein Ende bereiten. Ich habe meine Ärztin und Freundin Gabi angerufen und sie gebeten, mir ein Rezept für Valium vorbeizubringen. Ich würde die Tabletten horten und dann ganz viele auf einmal schlucken.

Gabi und ihr Ehemann Ulli kamen vorbei. Wir saßen in unserer großen Landhausküche am Tisch. Auf der Fensterbank saß Alter Ego, ein Stoffbär, den mir Michael einmal geschenkt hatte, als ich in Atlanta war. Der Stoffbär würde jetzt auf mich aufpassen, hatte Michael damals zu mir gesagt. Ich hatte ihm geglaubt. Ich erzählte mit tonloser Stimme vom Tod meiner Mutter und wie ich ihn durch mein unbedachtes Verhalten herbeigeführt hatte. Gabi und Ulli hörten entsetzt zu. Gabi hatte den Arm um mich gelegt und streichelte dabei meinen Rücken.

Danke Gabi, für Deine Freundschaft, für Deine Anteilnahme.

Plötzlich überkam mich die Wut. Ich wurde so wütend, wie ich es wohl vorher in meinem Leben noch nie war. Ich griff mir den Stoffbären, nahm das Küchenmesser, das auf dem Tisch lag und begann unkontrolliert auf Alter Ego einzustechen. Jedes Mal wenn ich zustach schrie ich dabei: Ich bringe dich um, ich bringe dich um, ich bringe dich um. 17-mal habe ich zugestochen, dann habe ich den Bären auf den Rücken gedreht und noch mal zugestochen. Dafür, dass du mir in den Rücken gefallen bist.“ Damit noch nicht genug, ich habe das Messer genommen und versucht, dem Bären damit den Kopf abzuschneiden. Ich habe mich aufgeführt wie eine Wahnsinnige. Dann bin ich heulend über dem Tisch zusammengebrochen.

„Ich bringe ihn um“, schluchzte ich.

Gabi hat mir drei Valium gegeben und mich ins Bett verfrachtet. Sie hat Ulli nach Hause geschickt und ist über Nacht bei mir geblieben.

Am nächsten Morgen hat sie mir Frühstück ans Bett gebracht und mir ins Gewissen geredet.

„Bille, du hast viel zu erledigen. Du wirst gebraucht. Du musst dein Leben wieder in den Griff kriegen. Trink Kaffee und steh auf. Es hilft dir keiner, wenn du dir nicht hilfst.“

Natürlich hatte Gabi Recht. Noch unter der Wirkung des Valiums bin ich unter die Dusche gestiegen. Das Wasser machte mich ein bisschen wacher. Und dann merkte ich, dass ich wieder etwas fühlte. Etwas, das stärker war als alle Trauer, als alle Verzweiflung, als alles Selbstmitleid: Hass.

Der Hass hat mir geholfen. Ich habe beschlossen, an jenem Morgen nach dem Tod meiner Mutter, meinen Ehemann Michael Thalheim, sollte er mir jemals wieder in die Quere kommen, umzubringen. Soweit musste es erst kommen, bis ich anfing zu handeln.

Ich habe meine Mutter an einem nieseligen, kalten Märztag 2008 auf dem Waldfriedhof begraben. Alleine. Am liebsten hätte ich mich zu ihr ins Grab gelegt. Der Pfarrer hat ein Gebet gesprochen und ich habe einen Schwur geleistet. Am Grab meiner Mutter habe ich geschworen, dass ich das Unheil, das über uns gebracht worden ist, rächen werde.



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