Der 13. Brief by Lucie Klassen

Der 13. Brief by Lucie Klassen

Autor:Lucie Klassen
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 978-3-89425-840-5
Herausgeber: Grafit Verlag


27.

Inzwischen war es später Nachmittag. Um sieben war ich mit Lena, Karo und Franzi bei Staschek verabredet. Zum Schuh des Manitu.

Ich duschte, tauschte meinen extravaganten Strickrolli gegen einen schlichteren, weißen Pullover, den ich mir heute Morgen bei C&A geleistet hatte.

Danner fuhr mich hin. Allerdings hielt er ein Stück von Stascheks gepflegter Doppelhaushälfte entfernt.

»Von hier aus gehst du besser zu Fuß«, fand er. »Dir müsste schon eine gute Erklärung einfallen, wenn Lena dich aus dem Auto deines Sportlehrers steigen sieht.«

»Nichts leichter als das«, angelte ich mal wieder ein bisschen.

»Ach, wirklich?«

»Ich würde behaupten, du hättest ein Verhältnis mit meiner Mutter.«

»Hau bloß ab!«, schnauzte Danner. »Und um zwölf bist du zu Hause, sonst setzt es was!«

»Schon gut«, lachte ich. »Ich würde sagen, du hättest ein Verhältnis mit mir, zufrieden?«

Ohne abzuwarten, bis ich die Tür zugeschlagen hatte, gab er Gas.

Es war Viertel nach sieben, als ich klingelte.

Erstaunt sah ich auf, als mir der Junge aus der Disco öffnete. »Ach ja«, erinnerte ich mich, »du wohnst ja auch hier.«

»Die Weiber sind schon alle im Keller.« Er deutete auf eine Treppe, die nach unten führte. »Deine Jacke kannst du da aufhängen.«

Unter den überfüllten Garderobenhaken standen klobige Stiefel, die nur Karo gehören konnten.

»Wer ist da, Marc?« Eine Frau steckte den Kopf in den Flur.

Sie war größer als ich, Mitte vierzig. Ein beneidenswert dicker, schwarzer Zopf reichte ihr bis an die runden Hüften. Ihr Gesicht wirkte ebenfalls rundlich, doch die hohen Knochen der geröteten Wangen hätten ihr einen klassisch schönen Zug verleihen können, hätte sie nicht auch noch das T-Shirt stramm in ihre ohnehin schon viel zu praktischen Hausfrauenjeans gestopft.

Sie musterte mich neugierig.

»Hallo, ich bin Lila!« Ich hängte meine Cordjacke an die Garderobe, rückte meinen ungewohnt kurzen Pulli zurecht und hielt der Frau die Hand hin.

Sie wischte sich die Finger an der Hose ab.

Auf Anhieb war sie mir sympathisch.

Stascheks Gesicht erschien oberhalb ihrer Schulter, als sie mir die Hand schüttelte.

»Das ist Lila, Schatz. Lenas neue Freundin, ich hab sie gestern nach Hause gefahren.«

»Hallo, Herr Staschek.« Ich reichte ihm ebenfalls die Hand.

»Marc, hilf mir bei den Dips«, kommandierte Stascheks Frau ihren Sohn ab.

»Nur wenn ich die Hälfte abkriege.«

»Vergiss es!«

»Dann krieg ich dein Auto, Lenny.«

»Vergiss es!«

Genervt trottete der Junge seiner Mutter hinterher in die Küche.

Ich blieb allein mit Staschek im Flur zurück. Ehe ich mich versah, legte er mir einen Arm um die Schultern und küsste mich auf die Wange: »Was immer du mit Lena angestellt hast, es hat gewirkt! Sie ist beängstigend nett zu mir. Danke.«

»Kostet nicht mal extra. Familientherapie ist in meinem Gehalt mit drin.« Ich hielt ihm seinen Polizeiausweis hin.

Sofort ließ er mich los und riss mir die Karte aus der Hand. »Irgendwann sperre ich ihn dafür mal ein!«, motzte er und ließ die Karte in seiner Hosentasche verschwinden. »Treppe runter, zweite Tür links.«

Als ich den geräumigen Partykeller betrat, hatten Karo, Lena und Franzi es sich bereits auf zwei durchgesessenen, grünen Sofas bequem gemacht. Die Wände leuchteten in warmem Gelb, die alten, mannshohen Boxen einer Musikanlage standen in den Ecken des Raumes verteilt und an der Wand hing ein Flachbildfernseher.



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