Demonized - Schwarzer Engel by Catalina Cudd

Demonized - Schwarzer Engel by Catalina Cudd

Autor:Catalina Cudd [Cudd, Catalina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-17T04:00:00+00:00


3.2

Josea wartet am Fenster im Erdgeschoß der Kunstakademie, bis Raym seine Maschine gewendet und über die Brücke gelenkt hat. Vor ihm teilt sich der Strom der Passanten.

Erst als er zwischen den Häusern jenseits des Flusses verschwunden ist, schultert Josea ihren Rucksack und verlässt das Gebäude. Einige Kommilitonen sehen ihr verwundert nach.

Als sie eine Viertelstunde später über den Kirchplatz eilt, öffnet sich das Portal. Sam steht auf der Schwelle, sein altmodischer Mantel bauscht sich im Wind; es macht den Eindruck, als wolle er sich in die Luft erheben. Josea wird langsamer und winkt ihm zu. Er mustert sie lediglich unter finster zusammengezogenen Brauen. Die Sonne bricht zwischen den Wolken hervor und wirft einen Strahl auf den Mann mit dem unirdisch schönen Alabastergesicht. Kurz glaubt Josea, das Kirchenportal durch ihn hindurchsehen sehen zu können, als wäre er durchscheinend. Ihr Schritt stockt. Seine Konturen flirren.

Dann ist wieder alles so, wie es sein soll, Sam schaut misslaunig drein wie gewohnt und sie macht, dass sie wegkommt.

Als sie die städtische Bibliothek erreicht, sind Varu und Lucius bereits dort.

Luce flirtet natürlich mit der kichernden Bibliothekarin hinter dem Schalter. Josea klopft ihm zur Begrüßung auf den Rücken. »Guten Morgen, du Schwerenöter.«

Lucius strahlt auf. »He, schönste Kunststudentin der Welt!« Er zieht sie in seine typisch überschwängliche Lucius-Umarmung und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Das Lächeln der Bibliotheksangestellten wird spröde.

Varu sitzt an einem Tisch in der Ecke unter dem Schild SPEISEN UND GETRÄNKE VERBOTEN, trinkt Kaffee aus einem Pappbecher und durchforstet die Bücher, die vor ihm ausgebreitet liegen. Er sieht übernächtigt aus.

Abgesehen von den Rentnern, die in den Sitzecken die Tageszeitungen studieren, ist die Bücherei so früh am Tag leer. Ein junger Angestellter schiebt einen Bücherwagen durch die Gänge und nickt zu unsichtbarer Musik aus seinen Kopfhörern.

Varu hebt den Kopf, als Josea sich über ihn beugt und die Arme um seinen breiten Oberkörper schlingt. »Danke, dass ihr mir helft«, flüstert sie ihm zu.

Er streicht über ihre Hand. »Bei Freunden bedankt man sich nicht, Liebes. Hast du dein Reisegepäck dabei?«

»Das Nötigste, sonst wäre Raym misstrauisch geworden.« Sie lässt ihren Rucksack von der Schulter gleiten. »Was sagt Damien dazu, dass …?«

»Damo kann mich kreuzweise, der hinterhältige Mistkäfer«, brummt Varu.

Josea wechselt einen Blick mit Lucius. Anscheinend geht der Zwist zwischen Varu und seinem Bruder Damien, dem Künstler, tiefer als sie dachte. »Ach, Varu, meinst du nicht, dass es Zeit ist, diese Sache zu vergessen?«

Er kneift die Augen zusammen. »Nein, meine ich nicht. Er wollte dich für seinen eigenen Seelenfrieden opfern, ohne mit der Wimper zu zucken.«

»Damien hat gelitten, Varu. Das weißt du ebenso gut wie ich. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie furchtbar es gewesen sein muss, mit so einem Fluch zu leben.« Leise seufzt sie. »Und er wusste, dass Amon rechtzeitig auftauchen würde.«

»Da wusste er mehr als wir.« Varus Lippen sind zu einem Strich zusammengepresst.

»Josie hat vielleicht Recht, Varu«, sagt Lucius. »Die Sache ist erledigt, wir alle sind heil davongekommen. Ich habe keine Lust, Damo den Rest meines Lebens mit Mörderblicken zu foltern. Er hat seine Quittung bekommen.«

Varu antwortet nicht.



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