Dem Leben ins Gesicht gelacht by Liselotte Pulver

Dem Leben ins Gesicht gelacht by Liselotte Pulver

Autor:Liselotte Pulver [Pulver, Liselotte]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographie
ISBN: 9783455851762
Herausgeber: Hoffmann und Campe
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich setzte mich kurzerhand ins Flugzeug und machte mich auf den Weg nach London, denn dort hatte ich die Chance, mich persönlich mit dem Produzenten Phil Jordan und mit Anthony Mann, dem Regisseur, zu treffen. Die beiden steckten mitten in den letzten Vorbereitungen von El Cid. Meine Agentur in Deutschland ließ ich lediglich wissen, dass ich in Amerika einen Film drehen wolle, und aus diesem Grund müsse ich den Produzenten treffen, um ihn von mir zu überzeugen.

In London eingetroffen, stellte man mir zunächst Phil Jordan vor, der mich gleich auf meine Englischkenntnisse abklopfte, ob diese auch ausreichend für eine amerikanische Produktion seien. Das waren sie. Ich sprach gut Englisch, was auch daher kam, dass wir als Kinder immer die amerikanischen Sender im Radio gehört hatten, und hatte keinen besonders starken Akzent. Das passte also.

Anschließend traf ich Anthony Mann, auch er unterhielt sich lange mit mir, wollte alles Mögliche wissen und fragte mich am Ende, ob ich abends mit ihm essen gehen wolle. Natürlich wollte ich. Wir besuchten ein schickes Restaurant, später einen Club. Und das werde ich nie vergessen: Dort an der Bar saß live und leibhaftig Judy Garland! Der Abend verlief bestens, und perfekt wurde er, als Anthony Mann sagte, er wolle mich für die Rolle in El Cid haben!

Ich konnte es nicht glauben!

Ich war überglücklich!

Ich hatte es geschafft!

Anstatt gleich zurückfliegen, blieb ich noch ein paar Tage in London und kostete meinen Triumph aus. Der Vertrag wurde ausgehandelt, mein Kostüm schon besprochen. Schließlich rief ich von London aus in München bei meiner Agentin Ilse Alexander an, um ihr die großartige Neuigkeit, dass ich den Vertrag für El Cid in der Tasche habe, zu verkünden. Die Reaktion war ganz anders, als ich erwartet hatte.

Anstatt mit mir zu jubeln, sagte Ilse Alexander nur: »Das geht nicht! Du hast bereits einen Vertrag für Gustav Adolfs Page!!! AUF GAR KEINEN FALL KANNST DU EL CID MACHEN!«

Sie hatte recht. Leider! Der Vertrag für Gustav Adolfs Page war längst in trockenen Tüchern. Und nicht nur das: Der Film war ein Herzensprojekt für mich. Ich hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit die Produktion zustande kam, war in allen Phasen der Entwicklung maßgeblich involviert und persönlich engagiert. Ich hatte dem Studio den Filmstoff gebracht, mich für Finanzierung und Besetzung eingesetzt. Curd Jürgens hatte als König Gustav Adolf zugesagt – und selbstverständlich wollte ich unbedingt dabei sein, als der Page. Alles war drehfertig. Alle warteten nur noch auf mich.

Meine Agentin sagte mir am Telefon klipp und klar, es gebe nicht den Hauch einer Chance, dass ich aus dem Vertrag für Gustav Adolf herauskäme. Mir drohe eine saftige Konventionalstrafe, wenn ich vertragsbrüchig werde. Und beide Filme zu drehen sei zeitlich schlichtweg unmöglich.

Was tun? Ich versuchte wirklich alles, um Gustav Adolf hinauszuzögern. Mit Curd überlegte ich mir die Taktik, dass wir beide so taten, als seien wir uns uneinig über den Schluss des Films – ich bestand auf ein tragisches Ende und Curd auf ein komisches.

Aber das alles ging nicht auf, es half nichts. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, dass ich El Cid den Laufpass geben musste … Schweren Herzens.



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