Deine Spuren im Sand by Pauly Gisa

Deine Spuren im Sand by Pauly Gisa

Autor:Pauly, Gisa [Pauly, Gisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2013-02-01T23:00:00+00:00


8.

Sag mir sofort, wo du bist!«

Diese Forderung hatte Babette, als ich aus Keitum herausgefahren war, mindestens ein Dutzend Mal an mich gerichtet. Von Mal zu Mal schärfer und herrischer. Während ich die Keitumer Landstraße befuhr und den Flugplatz rechts liegen ließ, behauptete sie sogar: »Als deine Agentin habe ich ein Recht darauf zu erfahren, wo du bist!«

Mir reichte es nun. »Ja, du bist meine Agentin und sogar meine Freundin. Aber du bist auch geschwätzig wie keine Zweite. Also bleibt es dabei: Du erfährst nicht, wo ich bin.«

Hinter mir knatterte ein altes Motorrad, ich hatte Mühe, Babette zu verstehen. Kurzentschlossen fuhr ich rechts ran und atmete auf, als das Vehikel mich überholte.

»Hast du was gesagt?«

»Nein! Mir hat’s die Sprache verschlagen!«, fauchte Babette in den Hörer.

»Dann kannst du mir wenigstens zuhören!« Ich hatte nun die Enttäuschung heruntergeschluckt, hatte die Tränen ins Taschentuch geschnaubt und konnte Babette einigermaßen gefasst erklären, dass die Close Up mir auf den Fersen war. »Berno hat einen Kollegen hinter mir hergeschickt.«

»Berno? Wieso schickt der einen Kollegen, statt selbst hinter dir herzufahren?«

»Liegt das nicht auf der Hand? Berno würde von mir kein Wort erfahren.«

»Und woher weiß er, wo du bist?«

»Weil er mich besser kennt als alle anderen.«

»Sogar besser als ich?«

»Wir beide haben noch nie stundenlang im Bett gelegen und uns gegenseitig unser Leben erzählt.«

Babette grunzte verächtlich. Nach ihren letzten drei dramatisch gescheiterten Beziehungen war ihr der Sinn für Romantik verloren gegangen. Und dass mit ihnen auch der Beweis erbracht worden war, wie leicht man sie hinters Licht führen konnte, war für sie ein zusätzliches Ärgernis. Denn ihre drittletzte Liebe hatte sich als bisexuell erwiesen, ihre zweitletzte als verheiratet und ihre letzte sogar als Heiratsschwindler. Und das jeweils gerade dann, wenn Babette ihre Skepsis in den Wind gepustet und aller Welt zugeschrien hatte, das sie nun endlich den Mann fürs Leben gefunden habe. Seitdem war sie auf Männer nicht mehr gut zu sprechen. Berno nannte sie sogar einen Betrüger, Halunken und Halsabschneider, der sich nur an mich herangemacht hatte, um später mit intimen Details eine Schlagzeile zu produzieren. Obwohl ich ihr in allen Punkten zustimmte, ertrug ich es nach wie vor nur schwer, wenn sie an Berno kein gutes Haar ließ. Die Erinnerung an ihn saß noch immer direkt hinter meiner Stirn, sie war das Feuchte in meinen Augen, die Hitze, die in meine Wangen stieg.

Wie konnte er mich ein zweites Mal verraten?

»Wo immer du bist, du musst da weg!«, sagte Babette.

Weg von Sylt? Weg von Maik? Weg von meinen Erinnerungen?

»Wenn es nicht schon zu spät ist! Hast du diesem Alex Traum irgendwas verraten?«

»Nein! Er nennt mich Lieschen und hat über Emily Funke kein Wort verloren.«

»Das bedeutet gar nichts. Vermutlich ist Berno ständig in eurer Nähe und fotografiert.«

Ich dachte nach. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«

Babette lachte verächtlich. »Willst du immer noch nicht wahrhaben, dass Berno Kaiser ein Mistkerl ist?«

Doch, das glaubte ich natürlich. »Aber er wäre mir aufgefallen!«

Ein kleines Licht kam mir nun entgegen, das Geräusch folgte kurz darauf. Es war das Knattern eines alten Motorrades. Langsam fuhr es in die Richtung, aus der ich gekommen war.



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