Davids letzter Film by Jonas Winner

Davids letzter Film by Jonas Winner

Autor:Jonas Winner [Winner, Jonas]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: Dtv
veröffentlicht: 2012-06-28T06:33:46+00:00


25

Durch das Haupttreppenhaus der Villa führte Thea ihn in den ersten Stock. Über die Galerie, die man vom Wohnzimmer aus sehen konnte, gelangten sie in den Seitenflügel, von dem aus eine Wendeltreppe hinauf in den Turm führte. Im obersten Stockwerk des Turms war Davids Arbeitszimmer eingerichtet. Fasziniert blickte Florian sich um, als sie dort ankamen.

Der Raum nahm die ganze Grundfläche des Turmes ein. Durch die großen Fenster in allen vier Wänden reichte der Blick bis hin zur Schinkel-Kuppel der Potsdamer Nikolai-Kirche. Unterhalb und zwischen den Fenstern waren die Wände mit maßgeschneiderten Regalen und Rollschränken ausgekleidet, in denen sich Bücher, Aktenordner, Kassetten, Zeitschriften, Papiere und nicht zuletzt Filme stapelten. Die Mitte des Raumes wurde von einem schweren, weit ausladenden Schreibtisch beherrscht, der über und über mit Notizheften, Zeichnungen, Storyboards und Agenturfotos bedeckt war.

Thea zeigte auf eine Skizze, die in einem hübschen kleinen Holzrahmen unter Glas so auf der Tischplatte stand, dass man sie vom Schreibtischstuhl aus stets im Auge hatte. Ein paar Kugelschreiberstriche auf einer Papierserviette.

»Das war die erste Idee, die David zu dem ›Metafilm‹ hatte«, sagte sie. »Ich war dabei, als er sie in einem Restaurant skizzierte. Er war ganz aufgeregt, versuchte es mir zu erklären, aber ich fand die ganze Sache ziemlich verdreht. Doch davon wollte er nichts hören. Es ginge nicht darum, das Immergleiche immer wieder zu imitieren, sondern darum, etwas Neues zu machen, schimpfte er.«

Flo musste lächeln. »Was Neues machen. Das kenn ich. Das hat er immer gesagt.« Er nahm den Holzrahmen mit der Papierserviette hoch, um die Skizze besser anschauen zu können.

Bei näherem Hinsehen zeigte sich, dass David einen Filmprojektor gezeichnet hatte, der einen Film auf eine Leinwand warf. Und was in dem Film zu sehen war, hatte er ebenfalls gezeichnet: Es war ein Projektor, der wiederum einen Film auf eine Leinwand warf. Insgesamt waren es also zwei Projektoren und zwei Filme, die man sehen konnte. Wie bei einem Kinderbuch, auf dessen Titelblatt der gestiefelte Kater ein Kinderbuch in der Hand hält, auf dessen Titelblatt ein gestiefelter Kater ein Kinderbuch in der Hand hält.

Die zweite, kleinere Leinwand in Davids Skizze war fast leer, obwohl er mit ein bisschen Geschick auch auf diese Leinwand noch einen Projektor hätte zeichnen können. Stattdessen hatte er nur »F3« auf die Leinwand gekritzelt. Ebenso wie er auf die erste Leinwand »F2«, und noch darunter »F1« geschrieben hatte. Außerdem hatte er das Ganze mit einem Kasten umrahmt und darüber »F3=F1« notiert.

»Wie gesagt, ich hab nie verstanden, um was es David bei dem ›Metafilm‹ wirklich ging«, sagte Thea, die sich zusammen mit Flo über die Skizze gebeugt hatte und ihm jetzt einen Seitenblick zuwarf. »Es war mir richtig peinlich. Ich wusste ja, dass etwas dahinterstecken musste, dazu hatte ich lange genug mit ihm zusammengearbeitet.« Sie richtete sich wieder auf und strich sich nachdenklich eine Augenbraue glatt. »Aber es war wohl eine Geschmacksfrage. Zu dem Projekt fehlte mir einfach der Zugang.«

Flo stellte die Zeichnung wieder auf den Schreibtisch und ließ den Blick über das Zimmer gleiten. »Gibt es hier noch andere Aufzeichnungen oder Entwürfe zu dem Film?«

Thea deutete auf die Papiere in den Regalen hinter dem Schreibtisch.



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