Das unsagbar Gute by Christian Mähr

Das unsagbar Gute by Christian Mähr

Autor:Christian Mähr [Mähr, Christian]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783552061798
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2011-06-30T22:00:00+00:00


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Schott setzte sich in den alten Toyota und fuhr los. Etwas zu forsch, der Kies spritzte unter den Reifen hervor, Schott erkannte das Geräusch und grinste; er hatte die Kupplung nicht absichtlich so schnell kommen lassen – aber so ging das eben, wenn man sich so fühlte, so … so dynamisch. Ich fühle mich dynamisch, genau, was ist denn das überhaupt für ein idiotisches Unwort aus der Autofahrerclub-Zeitung, dachte er, dynamische Fahrweise. Dabei geht es nur um das Verhalten mittelalter Männer, denen man nicht in die eigene Clubzeitung hineinschreiben kann, dass sie mit ihrer Karre alles Mögliche kompensieren, vor allem aber das eine, was ihnen mehr abgeht als alles andere … nur mir, dachte er weiter, wird dieses eine nicht mehr abgehen, schon bald nicht mehr, also bin ich einer der wenigen, die nichts zu kompensieren brauchen, und fahre trotzdem wie ein Idiot? Aus Freude, aus reiner Lebensfreude, ja doch, das soll es doch auch geben, oder? Warum nicht auch einmal bei mir, wo steht denn geschrieben, dass so was bei mir nicht möglich sein soll, wo bitte? – Na also.

Schott fuhr den Kater Sami abholen. Und die Frau Doktor auch. Vor allem die Frau Doktor. »Reiß dich zusammen«, rief er ins Motorgeräusch des hochgedrehten dritten Gangs, »und fahr nicht wie ein Anfänger!« An der Einfahrt zur Leupold-Villa stand ein Mann in Jeans und Lederjacke, der sich nach dem röhrenden Toyota umschaute, ihre Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann war Schott vorbei und schaltete hoch, hatte aber noch das Erstaunen des anderen gesehen. Dass kein fescher Türkenjüngling hinter dem Steuer des aufgemotzten Autos saß, sondern … sondern ein Wald-und-Wiesen-Einheimischer, und was hieß hier aufgemotzt, das war doch ein hundsgewöhnlicher, alter Corolla, nicht einmal tiefergelegt? Schott grinste und beschleunigte bis zum Ende der langen Zufahrt, bremste dort, wieder Kies aufwirbelnd, und zwang sich zur Ruhe.

Ja, die Chancen standen nicht schlecht, das durfte man sagen. Die Chancen, mehr nicht. Noch war nichts sicher. Er war ja nun keiner, der sich mit Frauen auskannte. Das durfte man sagen, ja doch! Mit Bianca hatte er sich jedenfalls nicht ausgekannt, gegen Schluss überhaupt nicht mehr und früher wohl auch nicht, denn sonst hätte er sie nicht geheiratet. Und wenn er seine früheren Freundinnen Revue passieren ließ – da fängt es ja schon an, was heißt hier, bitte, Revue; unter Revue passieren lassen stellt man sich einen Laufsteg vor, wo sie an einem vorbeischreiten, eine nach der anderen, darauf kommt es an, damit man sie auseinanderhalten kann; eine Revue ist eine Reihe, es sind also so viele, dass man den Überblick verliert, wenn sie alle auf einem Haufen stehen … Der Ausdruck war unangebracht, von wegen Haufen – die konnte er mit einem Blick erfassen, dazu musste er keine Reihung aufstellen. Er erinnerte sich an jede, und bei keiner hatte er sich richtig ausgekannt, wenn man mangelndes Sich-Auskennen als Begründung für Scheitern nehmen will.

Es war ernüchternd, sich die Sache unter diesem Aspekt klarzumachen. Aber, das sollte man dann doch auch festhalten: Keine hatte sich so betragen wie die Frau Dr.



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