Das tödliche Versprechen by LaPlante Alice

Das tödliche Versprechen by LaPlante Alice

Autor:LaPlante, Alice
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-05-28T16:00:00+00:00


Kapitel 31

Helen

Ich war gerade beim Frauenarzt. Ich bin noch nie im Leben krank gewesen, und es fühlt sich komisch an, all diese Arztbesuche, die Bluttests, das Blutdruckmessen. Und heute die Ultraschalluntersuchung. Die Gestalt meines Kindes auf dem Bildschirm zu sehen hat mich nicht mit Staunen erfüllt – vielleicht bin ich zu abgehärtet nach meiner Assistenzzeit auf der Gyn. Außerdem spüre ich sie schon. Ich weiß, dass es ein Mädchen ist, und in einem Monat, nach der Fruchtwasseruntersuchung, werde ich den Beweis haben. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Untersuchung überhaupt machen lassen soll – sie birgt gewisse Risiken –, aber ich habe festgestellt, dass es einfach zu vieles gibt, was mich beunruhigt – was bei meinem Beruf nicht verwunderlich ist. Es kann so viel schiefgehen, es gibt so viele Toxine in Luft und Wasser, die DNS ist so anfällig. Schon jetzt bin ich von dem Wunsch beseelt, dieses Kind zu beschützen, alles richtig zu machen. Als könnte schiere Willenskraft das perfekte Geschöpf in meinem Bauch wachsen lassen.

Ich habe meine Ernährung um täglich vierhundert Kalorien erhöht. Mehr Rot. Mehr Grün. Mehr Gelb. Ich kann die Farben beinahe schmecken. Ich bekomme Rundungen und kriege meine Hosen nicht mehr zu. Ich trage jetzt Krankenhauskittel in Größe S anstatt XS.

Ich gehe zurück in mein Sprechzimmer und behandle kranke Kinder. Ich bin im dritten Monat, man sieht noch fast nichts, aber so dünn, wie ich bin, wölbt sich mein Bauch doch ein bisschen, jedenfalls genug, um diesen glatzköpfigen, apathischen Kindern aufzufallen, die mir den Bauch tätscheln und fragen, ob da ein Baby drin ist. Ja, sage ich, da ist ein Baby drin. Möchtest du mal fühlen, wie es strampelt? Ich frage das, obwohl es natürlich noch viel zu früh ist, um etwas zu fühlen. Ich lasse sie ihre kleinen Hände auf meinen Bauch legen.

Zum ersten Mal fällt mir meine Arbeit schwer, meine Angst wächst. Und zu der Angst kommen Schuldgefühle – Gefühle, die mir nicht sehr vertraut sind. Denn ich weiß, dass dieses Kind nicht geboren werden würde, wenn John noch lebte. Das gehörte zu unserer Vereinbarung: keine Kinder. Der Gedanke ist mir unerträglich. Wie kann man ein Leben gegen ein anderes abwägen? Und doch habe ich es getan. Mich dafür entschieden.



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