Das fehlende Glied in der Kette by Agatha Christie

Das fehlende Glied in der Kette by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
veröffentlicht: 1920-01-23T23:00:00+00:00


Es würden Fotos von Styles zu sehen sein, Schnappschüsse von den «Familienmitgliedern nach der Untersuchung» – der Dorffotograf war nicht untätig gewesen! Über solche Dinge hatte man schon hundertmal gelesen, aber immer widerfuhr so etwas nur anderen Leuten, nie einem selbst. Und jetzt war in diesem Haus ein Mord geschehen. Vor uns standen die «mit dem Fall betrauten Kriminalbeamten». Solche wohl bekannten glatten Formulierungen schossen mir durch den Kopf, bevor Poirot das Wort ergriff.

Ich glaube, alle waren etwas überrascht, dass er und nicht einer der offiziell mit dem Fall befassten Kriminalinspektoren die Initiative ergriff.

«Mesdames et messieurs», Poirot verbeugte sich, als ob er ein berühmter Redner wäre, der einen Vortrag halten wollte. «Ich habe Sie alle aus einem bestimmten Grund hierher gebeten. Es geht um Mr. Alfred Inglethorp.»

Inglethorp saß allein ein bisschen abseits – weil wahrscheinlich alle ihren Stuhl unbewusst ein wenig von ihm abgerückt hatten – und zuckte leicht zusammen, als Poirot seinen Namen nannte.

«Mr. Inglethorp», Poirot redete ihn nun direkt an, «auf diesem Haus lastet ein dunkler Schatten – der Schatten eines Mordes.»

Inglethorp schüttelte traurig den Kopf.

«Meine arme Frau», murmelte er. «Arme Emily! Es ist schrecklich.»

«Ich weiß nicht, Monsieur, ob Sie ganz begriffen haben, wie schrecklich das ist – und zwar für Sie», sagte Poirot nachdrücklich. Und als Inglethorp immer noch nicht zu begreifen schien, fügte er hinzu: «Mr. Inglethorp, Sie befinden sich in sehr großer Gefahr.»

Die zwei Kriminalbeamten wanden sich unbehaglich. Ich sah schon die offizielle Formel: «Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden», auf Summerhayes Lippen. Poirot fuhr fort:

«Begreifen Sie es jetzt, Monsieur?»

«Nein. Was wollen Sie damit sagen?»

«Ich will damit sagen», entgegnete Poirot mit Nachdruck, «dass Sie verdächtigt werden, Ihre Frau vergiftet zu haben.»

Bei diesen unverblümten Worten hielten alle im Raum den Atem an.

«Du lieber Himmel!», schrie Inglethorp und sprang auf, «was für eine grauenvolle Vorstellung! Ich – ich soll meine liebste Emily vergiftet haben!»

«Ich glaube nicht», Poirot beobachtete ihn scharf, «dass Sie sich über die ungünstige Wirkung Ihrer Aussage bei der Untersuchung im Klaren sind. Mr. Inglethorp, weigern Sie sich jetzt immer noch zu sagen, wo Sie am Montagabend um sechs waren?»

Stöhnend ließ Alfred Inglethorp sich wieder niedersinken und vergrub sein Gesicht in den Händen. Poirot ging zu ihm und stellte sich vor ihn.

«Reden Sie!», rief er drohend.

Inglethorp hob mühsam das Gesicht und ließ die Hände sinken. Dann schüttelte er langsam den Kopf.

«Sie wollen nicht reden?»

«Nein. Ich glaube einfach nicht, dass jemand so eine fürchterliche Anklage gegen mich vorbringen könnte.»

Poirot nickte, wie jemand, der sich zu etwas entschlossen hat.

«Soit!», sagte er. «Dann muss ich für Sie sprechen.»

Alfred Inglethorp sprang wieder auf.

«Sie? Wie können Sie denn sprechen? Sie wissen doch gar nicht…» Er brach ab.

Poirot wandte sich zu uns um. «Mesdames et messieurs! Ich werde sprechen! Hören Sie zu! Ich, Hercule Poirot, bestätige hiermit, dass der Mann, der letzten Montag um sechs Uhr abends die Apotheke betrat und Strychnin kaufte, nicht Mr. Inglethorp war, denn um sechs Uhr begleitete Mr. Inglethorp Mrs. Raikes von einem benachbarten Gutshof nach Hause. Ich kann mindestens fünf Zeugen beibringen, die schwören, dass sie die beiden um sechs Uhr oder kurze Zeit später zusammen gesehen haben.



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