Das ermächtnis der Landgrafen by Thomas Bienert
Autor:Thomas Bienert
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Sutton Roman
veröffentlicht: 2015-06-11T16:00:00+00:00
18
Ein paar Tage später hatte Herzogin Sophie im großen Saal der Burg hoch über der Stadt Marburg ihre Getreuen um sich versammelt.
Die Nachricht vom Tod der beiden hessischen Ritter empörte die Anwesenden außerordentlich. Entsprechend aggressiv war die Stimmung im Raum.
Vor allem Gumpert von Hohenfels verlangte Rache für den Tod seines Sohnes. Mit hochrotem Kopf und das Schwert zur Hälfte aus dem Futteral gezogen wandte er sich an die Runde: »Welches Beweises bedarf es noch, um in den Kampf zu ziehen? Zwei der besten, hoffnungsvollsten Ritter, und dazu aus edelstem Haus, wurden dort gemordet. Gebt mir die Genehmigung, Herrin, und ich lege diese verruchte Stadt in Schutt und Asche.«
»Nun mäßigt Euch, Gumpert!«, wandte Konrad von Elben ein. »Wir brauchen in dieser Angelegenheit einen kühlen Kopf, mit voreiligen Handlungen ist niemandem gedient. Außerdem habt Ihr doch selbst gesagt, Euer Spion in der Stadt habe versichert, es gebe dort noch genügend Anhänger unserer Sache, und diese hätten mit den Morden nichts zu tun.«
»Aber sie konnten die Bluttat auch nicht verhindern«, kritisierte der Ritter Johann Gulden von Grünberg.
»Sie werden jedoch auf unsere Hilfe angewiesen sein«, meinte der fünfzehnjährige Sohn der Herzogin, Heinrich, dem einmal das ganze Land Hessen zufallen sollte.
Konrad von Elben schaute zu seiner Herzogin, die etwas erhöht auf einem besonders reich ausgestatteten Schemel mit Rückenlehne saß. »Herrin, Ihr hattet wohl recht mit Eurer Vermutung, dass der Markgraf von Meißen nicht nur gegen den Herzog von Braunschweig zieht, sondern sich in einem gleich groß angelegten Feldzug auch die hessischen Gebiete unterwerfen will. Heinrich von Meißen hat trotz aller anders lautenden Beteuerungen Euch gegenüber doch die hessischen Landesteile im Blick.«
Sophie bat die Versammelten mit einer Handbewegung zu schweigen. »Ich habe dem Markgrafen nie geglaubt. Schon damals auf der Wartburg hat er nur taktiert. Auch als er mit dem Erzbischof von Mainz vor fünf Jahren den Vertrag von Udestedt schloss, hätte ich das nicht einfach akzeptieren dürfen. Nun sehe ich mein Misstrauen bestätigt. Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir zurückschlagen sollten. Aber wir müssen uns gut darauf vorbereiten.«
»Herrin«, meinte Konrad von Elben, »wir hätten uns womöglich gleich Herzog Albrecht von Braunschweig, Eurem Verwandten und Verbündeten, anschließen sollen, als er den Krieg im Werratal begann. Ihr seht, Eure Strategie, mit friedlichen Mitteln Eure Heimatstadt zu erlangen, hätte nie zum Erfolg führen können.«
»Ihr habt recht, Konrad«, entgegnete Sophie, »aber nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir wieder das Heft des Handelns in die Hand nehmen werden. Wir sollten uns jetzt auf die Kriegsvorbereitungen konzentrieren. Guntram, Ihr kamt doch erst gestern vom Herzog von Braunschweig zurück. Wie weit ist dieser mit seinen Rüstungen? Wann könnte er mit einem Feldzug beginnen?«
Guntram Schenk von Schweinsberg, einer der Adelsleute, der von Sophie immer wieder mit den unterschiedlichsten diplomatischen Aufgaben betraut wurde, antwortete: »Die Truppen des Herzogs stehen bereit. Ich denke, in weniger als einer Woche wäre sein Heer abmarschbereit. Im Grunde wartet Herzog Albrecht nur auf ein Signal.«
»Und wie weit steht es mit unseren Truppen, Konrad?«, fragte die Herzogin.
»Ein Großteil ist natürlich Richtung Süden gegen den Mainzer Erzbischof konzentriert.
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