Das dunkle Universum 2: Schwarze Welt by Hamilton Peter F

Das dunkle Universum 2: Schwarze Welt by Hamilton Peter F

Autor:Hamilton, Peter F. [Hamilton, Peter F.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-27T16:00:00+00:00


Zum Abendessen trug Araminta nicht ihre eigenen Kleider. Ein erster Vorgeschmack auf das Leben in einem Harem. Eine Stylistin namens Helenna erwartete sie bereits, nachdem sie von ihrem eigenen Schlafzimmer wieder aus Likans luftigem Büro abgeholt worden war. Helenna war eine gemütlich-heitere Frau, nicht weit entfernt von der Rejuvenation, die im Alter offenbar einige Pfunde zugelegt hatte. In ihrer offenherzigen Art war sie geradezu versessen darauf, sämtlichen mehr oder weniger vertraulichen häuslichen Klatsch an die Frau zu bringen. Dem meisten vermochte Araminta jedoch nicht zu folgen. Helenna war seit fünfzig Jahren mit Likan zusammen. »Ich weiß also Bescheid, Liebchen, hab so einiges hier miterlebt. Ich verurteile niemanden. Und nichts, was du hier tust, könnte mich noch groß überraschen. Wenn du also was Spezielles für heute Abend möchtest, frag mich einfach.« Araminta war sich nicht ganz sicher, was alles zu diesem Speziellen zählte. Zu gern hätte sie gewusst, worum die anderen Mädchen diese Frau gebeten hatten. Eine Sache, die Helenna mit Sicherheit wusste, war, dass Likan seine Frauen elegant mochte. »Also müssen wir dafür sorgen, dass du ordentlich was hermachst und gerüstet bist, um dich gegenüber den anderen zu behaupten.«

Und das dauerte. In den folgenden Stunden sprang Aramintas Schlafzimmer im Ovoidhaus von hierhin nach dorthin, um sich an diverse Spezialräume anzukoppeln. Zunächst an die Sauna, um die Poren zu reinigen. Dann folgte eine Massage von einem Mann namens Nifran, der ebenso brutal wie geschickt zu Werke ging. Nach der Behandlung floss Araminta förmlich von der Liege herunter. Es folgte der Anprobenraum – ein Haus mit einem eigenen Anprobenraum? –, wo Maß genommen wurde für ihre Abendgarderobe.

Alsdann ging es über spiralförmige Windungen hinunter in den Salon, wo Helenna sich als wahre Zauberin entpuppte. Schichten von Kosmetikmembranen wurden aufgetragen, doch als Araminta in den Spiegel schaute, war nichts davon zu sehen. Stattdessen erblickte sie das Gesicht ihres neunzehnjährigen Selbst. Eine Neunzehnjährige, die sie nie gekannt hatte, aber immer hatte sein wollen – ein Gesicht mit hohen Wangenknochen, ohne ein überflüssiges Gramm Fett, mit zarten, langen Wimpern, absolut reiner Haut und funkelnden Augen. Eine weitere Stunde nahm es in Anspruch, ihr Haar zu reparieren, wie Helenna diese erste Prozedur nicht ohne Missbilligung nannte. Danach wurde verlängert, aufgefüllt, geschmeidig gemacht, onduliert und frisiert.

Während all dies geschah, saß Clemance auf dem Stuhl neben ihr. Ein weiteres Mitglied des Harems, Alsena, hatte auf der anderen Seite Platz genommen. Ihr ungezwungenes Geplauder vermittelte ihr einen guten Eindruck vom fast schwesterlichen Zusammengehörigkeitsgefühl, das unter den Frauen herrschte. So erhielt Araminta eine komplette Zusammenfassung von Likans Stammbaum unter besonderer Berücksichtigung seiner ungeratenen Sprösslinge – eine Saga, für die sie, um nicht den Überblick zu verlieren, in einer Speicherlakune ein neues File anlegen musste.

Doch bei all ihrer Freundlichkeit schienen diese Mädchen am wahren Leben so gut wie keinen Anteil zu haben. Eine ziemlich boshafte Feststellung, doch nichtsdestotrotz eine, die Araminta zu denken gab. Wenn Likan sich ehrgeizige Frauen wie sie wünschte, was wollte er dann mit diesen hier? Deren Streben und Trachten mochte allem Möglichen gelten, ganz gewiss aber nicht der Leitung von Abteilungen in seinem Firmenimperium.



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