Das dunkle Paradies by Robert B. Parker

Das dunkle Paradies by Robert B. Parker

Autor:Robert B. Parker
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Pendrangon
veröffentlicht: 2013-06-10T16:00:00+00:00


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40

Michelle Merchant saß auf der niedrigen Friedhofsmauer gegenüber dem Rathausplatz und rauchte zusammen mit ein paar Freunden Dope. Es machte ihnen Spaß, die Erwachsenen zu nerven. Die Erwachsenen rächten sich, indem sie im Namen des Stadtrats Verbotstafeln mit der Aufschrift »Herumlungern verboten« anbrachten und verlangten, dass die Polizei das Verbot durchsetzte. Michelle war siebzehn. Sie war nach der Zehnten von der Schule abgegangen und verbrachte so viel Zeit wie möglich auf der Friedhofsmauer.

Als Jesse Stone seinen Dienstwagen auf den Grasflecken neben ihnen steuerte, standen die beiden Jungs, mit denen Michelle dort saß, rasch auf und liefen davon. Michelle blieb sitzen. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrem Joint, warf die Kippe auf die Straße, trat sie mit dem Absatz ihrer roten Turnschuhe aus und sah dabei zu, wie Jesse aus dem Auto stieg und auf sie zuging.

»Wollen Sie mich festnehmen, Jesse?«

Sie sprach seinen Namen überdeutlich aus, um ihn daran zu erinnern, dass sie ohne jeden Respekt mit einem Polizeibeamten sprach.

»Wahrscheinlich nicht«, sagte Jesse.

Er setzte sich neben sie auf die Steinmauer.

»Wie geht’s denn so?«, fragte er.

Michelle schnaubte, als wäre die Frage zu blöd, um beantwortet zu werden. Jesse nickte, als hätte sie eine Antwort gegeben. Die Jungs, die weggerannt waren, lungerten jetzt vor dem Einkaufszentrum herum und sahen herüber. Der Verkehr an diesem Morgen war dünn, man konnte die Vögel auf dem Friedhof zwitschern hören. Es war später September und die noch grünen Blätter einiger Bäume hatten gerade begonnen, einen Hauch von Gelb oder Rot anzunehmen. Jesse schwieg. Michelle sah ihn von der Seite her an, verwirrt, verärgert und störrisch. Sie war klein, hatte ein schmales Gesicht, das hübsch gewesen wäre, wenn es nicht diesen leeren Ausdruck gehabt hätte. Ihr blondes Haar hatte eine lavendelfarbene Strähne, ihre Fingernägel waren schwarz lackiert. Sie trug Jeans, rote Turnschuhe und einen blauen Sweater mit viel zu langen Ärmeln, sodass nur ihre Fingerspitzen sichtbar waren. In der Nase hatte sie eine Piercing – eine Perle.

Sie versuchte zu schweigen wie Jesse, aber es gelang ihr nicht. »Wollen Sie mich von der Mauer schmeißen oder was?«, fragte sie.

»Nein.«

»Warum sitzen Sie dann hier rum?«

»Ich hab darüber nachgedacht, was für eine Zeitverschwendung das hier für uns beide ist.«

»Ist ja toll.«

»Du sitzt auf der Mauer und rauchst Dope. Ich jage dich weg. Du kommst zurück. Ich jage dich weg. Du kommst zurück. Wir verschwenden beide unsere Zeit.«

»Ich verschwende meine Zeit nicht«, sagte Michelle.

»Wirklich?«

»Wirklich. Dies ist ein freies Land. Ich kann tun und lassen, was ich will.«

»Und das hier ist genau das, was du willst?«, fragte Jesse. »Auf der Mauer sitzen und Dope rauchen?«

»Sie können nicht beweisen, dass ich Dope rauche.«

»Spielt doch keine Rolle.«

»Warum lassen Sie mich dann nicht in Ruhe?«

»Warum gehst du nicht zur Schule?«

»Die Schule nervt.«

Jesse grinste.

»Da hast du recht, Mädchen«, sagte er. »Kennst du den Song von Simon and Garfunkel: ›When I remember all the crap I learned in high school / It’s a wonder I can think at all‹?«

»Wer ist Simon and Dingsbums?«

»Zwei Sänger.



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