Das Walmesser by Neilson C.R

Das Walmesser by Neilson C.R

Autor:Neilson, C.R. [Neilson, C.R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne TB
veröffentlicht: 2016-03-30T23:00:00+00:00


Kapitel 34

Als ich aus dem Gerichtsgebäude trat, regnete es leicht, ein einladendes Nieseln reinigte mir das Gesicht. Ich sog die kühle Luft ein, füllte mir hastig die Lunge, gierte danach, die Frische im Gaumen zu schmecken.

Dann schaute ich mich um, eher verzweifelt hoffend als wirklich hoffnungsvoll. Vielleicht, dachte ich, hatte sie von den Neuigkeiten gehört und würde jeden Moment durch den Regen geeilt kommen, um mir in die Arme zu fallen wie in irgendeinem beschissenen Kinofilm. Doch ich sah bloß eine Handvoll Leute, die mich neugierig oder verächtlich beobachteten. Die staatliche Gerichtsbarkeit hatte mich vorerst freigesprochen, nicht aber das Tribunal der öffentlichen Meinung. Gedämpfte Gespräche, wissendes Nicken, misstrauische, sogar ängstliche Blicke.

»Hey, Scotsman.« Der Akzent verriet mir sofort, wer da nach mir rief. Ich drehte mich um und sah den strahlend lächelnden Gotteri hinter mir stehen, die Arme ausgebreitet. Kurz dachte ich, er wollte mich umarmen, doch die Geste sollte bloß seine Genugtuung ausdrücken: Ich war frei, und er hatte von Anfang an nichts anderes erwartet.

»Ich dachte mir, vielleicht könntest du einen Drink gebrauchen, mein Freund.«

Seine Worte erinnerten mich an Elin Samuelsen, die davongeeilt war, um mit ihrem Mann zu trinken, getrieben von einer ganz anderen Belastung, als ich sie spürte, die aber ähnlich groß war.

Gotteri redete schon weiter, wie er sowieso immer redete. »Aber vielleicht nicht im Café Natúr, was? Komm, wir gehen ins Hvonn. Das Bier ist dort nicht schlecht. Du musst mir unbedingt erzählen, wie du Aron Dam umgebracht hast.«

»Sehr witzig.«

»Ach, komm schon, Callum! Wegen einem Kurzurlaub auf dem Sornfelli verlierst du deinen Sinn für Humor? Das kann doch nicht sein. Wir haben etwas zu feiern. Geht auf mich.«

Ich seufzte. »Okay, okay. Das ist ein Angebot, das kein Schotte ausschlagen kann.«

Gotteri lachte, klopfte mir kräftig auf die Schulter und bugsierte mich so in Richtung des Hotels Tórshavn und der dazugehörigen Bar. Kaum waren wir zwei Schritte gelaufen, trat Nils Dam aus einem Türeingang an der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich dachte, er würde sofort über die Fahrbahn rennen und sich auf mich stürzen, doch er blieb stehen und starrte mich an. Als wollte er sichergehen, dass ich ihn gesehen hatte – es war eine Drohung, vielleicht eine Art Versprechen. Seine Augen traten hervor wie die eines Irren, sein unrasiertes Gesicht leuchtete vor zorniger Röte.

»Geh einfach weiter«, drängelte Gotteri, während er mich mit der Hand im Kreuz nach vorn schob. »Dreh dich nicht um. Der tut dir nichts. Nicht hier auf der Straße.«

»Das soll mich jetzt beruhigen? Dass er mir hier auf der Straße nichts tut? Mann, Serge. Soll das heißen, er wartet ab, bis ich allein bin und nicht mit ihm rechne?«

Gotteri zuckte mit den Schultern. »Das sollte es nicht heißen, aber es kann sein. Er wirkt ziemlich wütend, oder? Er denkt, du hast seinen Bruder umgebracht.«

»Du kennst den Typen doch. Was ist ihm zuzutrauen? Wozu ist er imstande?«

»Ich kenne ihn nicht. Ich habe einmal oder zweimal mit ihm gesprochen, aber sonst weiß ich auch nur, was die Leute erzählen. Dass er ziemlich leicht ausrastet.«

Ohne noch etwas zu erwidern, lief



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