Das Verlangen by Evelyn Holst

Das Verlangen by Evelyn Holst

Autor:Evelyn Holst
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-02-01T23:00:00+00:00


Gasmasken eignen sich vorzüglich für die Atemkontrolle. Man kann nach dem Abschrauben des Filters sehr gut mit vorgelegter Hand die Sauerstoffzufuhr regulieren. Ein netter Trick ist das Einlegen eines dänischen Fünfkronenstückchens, weil es genau in die Öffnung der Gasmaske passt und die Atmung auf das sehr viel kleinere Loch in seiner Mitte reduziert.

Matthias T. J. Grimme: Das SM-Handbuch

17

Alexa hatte Fjodors Penthouse-Wohnung seit jener denkwürdigen Nacht, in der Mariele gezeugt wurde, nicht mehr betreten, und es war merkwürdig, sie so völlig unverändert wieder zu sehen. Die dicken Teppiche mit den schweinischen Märchenmotiven – sieben Zwerge mit langen Schwänzen, der Wolf des dicktittigen Rotkäppchens mit einem noch längeren, ein splitternacktes Dornröschen –, eine Sonderanfertigung aus der Ukraine, lagen noch im Wohnzimmer, sie erinnerte sich, wie merkwürdig es gewesen war, mit nackten Füßen über den Wolf zu spazieren. Fjodors riesige Küche, in der er oft, gern und wesentlich besser kochte als sie, war makellos aufgeräumt, nichts lag herum, das königsblau gekachelte Badezimmer mit dem Jacuzzi, der locker zehn Personen fasste – alles wie immer. Es war ja auch Schwachsinn anzunehmen, dass sich Möbel mit den Ereignissen ändern würden.

„Auf deine neue Zweitwohnung.“ Fjodor reichte ihr einen Champagnerkelch, und obwohl sie sich nach den Alkoholexzessen der vergangenen Stunden bereits leicht schwindelig fühlte, legte sie den Kopf in den Nacken und trank es in einem Zug leer. Durch die sanfte Watte dieses denkwürdigen Tages drang plötzlich Grethas kleine, traurige Stimme: „Du hast geheiratet, ohne mir etwas zu sagen?“ So ist es, hatte sie geantwortet, viel flippiger, als ihr zu Mute war. Aber Gretha hätte ihr die Hochzeit ausgeredet, sich notfalls auf die Fußmatte des Standesamtes gelegt. Sie war zu allem fähig. Aber sie war kein Mann. Das war in diesem Zusammenhang ihr Nachteil.

„Du bist ganz weit weg.“ Fjodor nahm ihr das Glas aus der Hand und führte sie auf den Balkon, der um die Wohnung herumführte und den Blick auf die Hamburger Alster freigab, die, umgeben von prächtigen Jugendstilvillen, zu dieser mitternächtlichen Stunde glitzerte wie mit Tausenden von Glühwürmchen betupft. Sie standen nebeneinander, vertraut, trotzdem unsicher.

„Gretha ist total geschockt“, sagte sie und verstummte.

„Du hast es ihr nicht vorher gesagt?“, fragte er ungläubig.

„Keiner weiß es“, ihre Stimme klang trotzig, „nur wir beide und die Trauzeugen. Schließlich ist dies eine geschäftliche Vereinbarung. Keine Ehe im normalen Sinne.“

„Auch meine Schwiegermutter Louisa nicht?“, grinste er, „na, die wird dir die Ohren lang ziehen, wenn sie es erfährt.“

„Sie muss es ja nicht erfahren“, sagte sie. „Mama mag dich, aber sie hat überhaupt keine Menschenkenntnis.“ Sie hatte ihn verletzt, das sah sie sofort.

„Danke“, meinte er knapp, „das hast du offensichtlich von ihr geerbt. Schade, dass du nicht auch ihre Herzenswärme und ihren Takt hast.“

Es rührte sie, dass Fjodor auf die Zustimmung von Louisa offensichtlich Wert legte. So viel Familiensinn hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Wie wenig ich ihn doch kenne, dachte sie, und ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit durchströmte sie. Er war ein wirklich guter Freund. Er schenkte ihr Alex. Und Mariele. Sie drehte sich um und legte ihre Hände auf seine Schultern.



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