Das Totenschiff by B. Traven
Autor:B. Traven [Traven, B.]
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2009-08-28T19:32:47+00:00
Da waren Kisten mit Kinderspielzeug. »Blechautos mit aufziehbarem Federwerk.« Ich suchte nicht nach den Kernen und sparte mir die Mühe, weil die Blechautos mit aufziehbarem Federwerk aus der »Ältesten Suhler Spielwarenfabrik« kamen. Aber England war viel besser und viel gründlicher vertreten als Belgien und benachbarte Gebiete. Belgien hatte Zuckerwaren beigesteuert und England Kasserollen aus Weißblech. Die Marokkaner haben ganz recht. Spanien den Spaniern, Frankreich den Franzosen und China den Chinesen. Wir lassen keine Chinesen ’rein. Aber wenn die uns nicht ’rein lassen, dann ist unser Rot-Weiß-Blau-Hurra-Hurra-Hurra! befleckt, bedreckt, beschiet und muß mit Blutfleckseife ausgewaschen werden, yes, Sir.
He, Skipper, auf mich kannst du zählen. Du machst das Geschäft, und ich habe das Wohlgefallen. 35.
»Stanislaw, nun sag mal, warum frißt du denn die Margarine immer so in dich hinein? Hast du denn gar kein Schamgefühl?«
»Was willst du machen, Pippip. Erstens habe ich Hunger, und zweitens kann ich doch nicht meine Lumpen auskochen, den Saft eindicken und dann als Marmelade aufs Brot schmieren. Hab’
doch weiter nichts aufs Brot. Und immer das trockene Brot hinterwürgen, Mensch, du wirst ja ganz dusselig davon. Kriegst ja Betonfundamente in den Bauch.«
»Du bist schön dumm«, sagte ich nun, »weißt du, daß wir Marmelade geladen haben?«
»Natürlich weiß ich«, sagte Stanislaw, ruhig weiterkauend.
»Warum machst du denn nicht eine Kiste dicht?« fragte ich.
»Das ist doch keine Marmelade für uns.«
»Warum denn nicht?«
»Die ist bloß gut für Marokkaner, Spanier und Franzosen und natürlich für die Lieferanten. Aber für uns, für dich und für mich, ist das keine Marmelade. Die kannst du nicht verdauen. Die kannst du nur verdauen, wenn man sie dir in die Rippen pfeffert. Aber dann kriegst du die Lauferei, da läufst du gleich so sehr, daß du deinen Urgroßvater noch einholen und mit ihm zusammen gehen kannst.«
Der wird doch nicht etwa?
Ich platzte gleich ’raus: »Weißt du denn etwa schon, was da drin ist. Du hast doch nicht etwa –?«
»Nachgesehen? Für was für ein großes Kamel hältst du mich denn eigentlich? Die drei Edlen waren noch beim Skipper in der Kabine und oben wurde noch die Luke dicht gemacht, damit auch ja niemand dran kann, da hatte ich schon eine Kiste auf. Ich brauche doch nur lesen Pflaumenmus oder Marmelade oder Dä-nische Butter oder Corned beef oder Ölsardinen oder Schokolade, da bin ich doch auch schon dahinter.«
»Da ist aber tatsächlich Pflaumenmus drin«, erwiderte ich.
»Es ist immer was drin. Aber das kannst du nicht essen. Das schmeckt zu sehr nach Grünspan. Stirbst an Blutvergiftung. Auf der letzten Reise, ehe du ’raufkamst, da hatten wir Corned beef. Natürlich auch Blender, aber ich habe gründlich abgehäutet, das kann ich dir sagen. Das war fein. Da war nichts dran. Das war in Pergament gefettet. Manchmal hat man eben Glück. War gute amerikanische Ware. Ging nach Damaskus oder da herum.«
»Wie waren denn die Knochen?«
»Die Knochen? In Corned –? Ach so, die Knochen meinst du. Das waren K’rabben. K-rabben. Karabiner. Made in USA. Feines Modell. Da hat der Skipper schwer Draht gezogen. Da gab es Kognak, Rinderbraten, Huhn und frisches Gemüse. Da mußte nicht nur das Maul, da mußten auch die Glotzen und die Riecher gepflastert werden.
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