Das Teufelsloch: Roman (German Edition) by Hodgson Antonia

Das Teufelsloch: Roman (German Edition) by Hodgson Antonia

Autor:Hodgson, Antonia [Hodgson, Antonia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426422366
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-08-17T22:00:00+00:00


Captain Ralph Anderson strich im Quartier herum wie ein wildes Tier. Sogar Jakes schien sich vor ihm in Acht zu nehmen. Eine breite, schlecht verheilte Narbe zog sich über seine linke Wange bis in die Lippe – eine alte Verletzung aus einer Schlacht oder Schlägerei (wonach ich ihn gewiss nicht fragen würde). Einen besser aussehenden Mann hätte sie entstellt, doch zu Andersons wildem, zerklüftetem Antlitz passte sie gut. Er hatte einen Ausdruck in den Augen, den ich bei alten Bären gesehen hatte, wenn sie zum Kampf in den Ring geführt wurden. Ach, das nun wieder. Na schön.

Anderson war der Constable dieses Quartiers – der Anführer von dreißig Männern, die sich ein Zimmer teilten, kaum größer als Belle Isle. Beim Eintreten wankten zwei Männer an uns vorbei, die ein großes, gut gefülltes, nach Pisse stinkendes Fass schleppten.

»Wenn ihr das ausgeleert habt, sagt Harry Mitchell, dass ich ihn sehen will«, rief Anderson ihnen barsch nach.

Dies war das beste Quartier auf der Common Side mit sechs Betten und mehreren Hängematten an den Wänden. Der Raum war nun leer, und der Duft eines wässrigen Eintopfs mit Rindfleisch, der über dem Feuer brodelte, überdeckte den schlimmsten Gestank. Sauber war es hier auch – Anderson, dachte ich bei mir, führte seine Zelle wie eine Kaserne. Er trug auch noch seinen alten blauen Uniformrock, vom dritten Dragoner-Regiment, wie Jakes mir erklärte. Er hatte vor zwanzig Jahren in Ramillies gekämpft. Für diesen Rock hätte er ein paar anständige Mahlzeiten bekommen können, und dennoch hatte er ihn bis heute behalten.

Anderson winkte uns zu sich ans Feuer. Jakes zog es vor, am Fenster stehen zu bleiben – hauptsächlich wohl deshalb, weil der Stuhl, den man ihm angeboten hatte, so alt und wurmstichig war, dass er unter ihm zusammenzubrechen drohte.

»Sie suchen also nach Roberts’ Mörder.« Anderson musterte mich stirnrunzelnd, während ich vorsichtig auf einem anderen knarrenden Stuhl balancierte. »Was ist dabei für mein Quartier drin?«

Ein Tauschhandel? Sollte mir recht sein. »Ich bin ein Freund von Charles Buckley, Sir Philips Kaplan. Ich werde dafür sorgen, dass dem Knight Marshal mögliche … Beschwerden zu Ohren kommen«, schloss ich schwach.

Anderson warf mir einen vernichtenden Blick zu.

»Sie sagten doch, Sie wüssten etwas?«, rief Jakes ungeduldig vom Fenster herüber.

Anderson lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Nichts auf der Welt ist umsonst, Jakes. Das wissen Sie doch. Versuchen Sie es noch einmal, Mr. Hawkins.«

»Ich kann bei Mr. Gilbourne ein gutes Wort für Sie einlegen«, sagte ich nach hastiger Überlegung. »Er ist ein anständiger Mensch und wird Ihnen gewiss helfen wollen. Außerdem weiß er bereits von meiner Untersuchung.« Ich verstummte. Anderson starrte mich an, den Mund vor Entsetzen weit aufgerissen.

»Gilbourne weiß davon?« Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Großartig.«

Verwundert erwiderte ich seinen Blick. »Kann man ihm denn nicht vertrauen? Er scheint ein ehrenhafter Gentleman zu sein.«

»Oh, ja, dass er so erscheint, will ich gern glauben …«, schnaubte Jakes. »Gilbourne kann erscheinen, wie immer er will, der verschlagene Dreckskerl. Der Mann ist eine Natter.«

»Schlimmer noch«, stöhnte Anderson. »Es war Gilbourne, der Roberts ermordet hat.«



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.