Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) by Dübell Richard

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) by Dübell Richard

Autor:Dübell, Richard [Dübell, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2010-12-20T23:00:00+00:00


3.

Nachdem ich eine Weile gesucht hatte, fand ich Albert Klotz in den Stallungen. Er stand vor den Verschlagen, in denen die Pferde gehalten wurden, und schien vergessen zu haben, was er tun wollte.

»Gregor ist noch mit dem Pferd unterwegs«, sagte ich.

»Ha, der Bub!« Die Stallburschen und die wenigen Pferde in den Verschlagen zuckten beim Klang seiner dröhnenden Stimme zusammen. Alberts Augen blickten nun nicht mehr so verloren. Er streckte die Hände aus und fasste mich an den Schultern. Sein äußerer Zustand hatte sich seit dem Vortag nicht gebessert: In seinem Haar klebte etwas, in das sein Kopf beim Einschlafen gesunken war, und in seinen Mundwinkeln hingen die Reste nicht nur des zuletzt genossenen Mahls. Er duftete selbst über den scharfen Stallgeruch hinweg.

»Gibt es die alte Kutsche noch, mit der Bischof Peter zu reisen pflegte?«, fragte ich.

»Klar«, erklärte er mit der Sicherheit dessen, dem die Vergangenheit näher ist als die Gegenwart.

»Ist sie verfügbar?«

»Natürlich nicht. Bischof Peter ist doch unterwegs, und er nimmt dazu stets die Kutsche.«

Ich ließ ihm Zeit. Ein paar Momente später runzelte sich seine Stirn. »Wieso bin ich dann hier?« Er war wieder so verwirrt wie zuvor.

»Bischof Peter ist nicht mehr im Amt. Sein Nachfolger ist Johann, Graf von Werdenberg.«

»Und Seine Gnaden reist auf dem Pferd«, sagte Albert wie jemand, der etwas aufsagt, das er aus den tiefsten Tiefen seines Gedächtnisses hervorholen musste – und das ihn offenbar betrübte. »Er braucht keine Kutsche und keinen Kutscher. Hast du das verstanden, alter Narr? Wehe, dem Rappen wird auch nur ein Haar gekrümmt. Dein Platz ist jetzt im Pferdestall.«

»Heute Abend nicht. Heute fährt Bischof Peter noch einmal aus.«

Albert blinzelte. »Bischof Peter ist zurück?«

»Nein, aber jemand, der seine Kutsche benutzen wird.« Er grinste plötzlich, ein Sonnenstrahl in einem Wolkenloch. »Du«, sagte er, »du willst die Kutsche benutzen.«

»Natürlich nur mit dem zugehörigen Kutscher.«

»Das bin ich.«

»So ist es.«

Sein Lächeln verschwand. »Das geht nicht«, erwiderte er mit der knappen Bestimmtheit, die früher charakteristisch für ihn gewesen war. »Es ist die Kutsche von Bischof Peter. Niemand außer ihm darf in ihr reisen.«

»Kommen Sie, Albert, ich brauche die Kutsche und ich brauche Sie.«

»Ich bin der Kutscher des Bischofs.«

»Er hat mich früher in der Kutsche fahren lassen, wenn es wichtig war.«

»Das ist nicht wahr.« Er musterte mich, als hätte er mich dabei erwischt, wie ich ihm das Fleisch vom Brot zu stehlen versuchte. »Du reitest immer nebenher.«

Ich seufzte. Wie verwirrt er auch war, über die Dinge, wie sie früher gewesen waren, ließ er sich nicht täuschen.

»Es ist die Kutsche Seiner Exzellenz, Bischof Peter von Schaumberg«, erklärte Albert. »Es ist das Wappen Seiner Exzellenz. Es ist der Kutscher Seiner ...«

»Ist das Wappen noch dran?«, unterbrach ich ihn.

Sein Mund arbeitete. »Nein«, sagte er dann mit Mühe. »Nein ... wo ist es denn hingekommen? Jetzt hängt das neue Wappen dran, das von ... von ...«

»Sehr gut. Wissen Sie, wozu ich die Kutsche brauche?«

»Es ist die Kutsche von Bischof Peter.«

»Das Wappen des Bischofs garantiert mir, dass ich auch nach dem Torschluss noch in die Stadt hereingelassen werde.«

»Sie würden es nicht wagen, Bischof Peter draußen stehen zu lassen!«

»Und Bischof Johann auch nicht.



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