Das Sklavenschiff. Roman by Barry Unsworth

Das Sklavenschiff. Roman by Barry Unsworth

Autor:Barry Unsworth [Unsworth, Barry]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105604397
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-09-17T16:00:00+00:00


Thurso wurde in ein kleines Gemach in einer höheren Etage geführt, das der Gouverneur als Büro benutzte. Er bekam einen Brandy angeboten, wohingegen der Gouverneur, nun in hellblauem Hausrock und schwarzem Käppchen, an einem Glas mit einer hellgelben Flüssigkeit nippte. «Kamillentee», sagte er mit der gewohnten Trägheit. «Hervorragend geeignet für die Verdauung. Ich trinke jeden Abend vor dem Schlafengehen ein Glas, lauwarm – ja nicht zu heiß, solltet Ihr versucht sein, es einmal selbst zu probieren.»

Im Kamin brannte ein kleines Feuer, obwohl der Abend nicht kühl war. Er ließe abends in allen Räumen, die er benützte, ein Feuer anzünden, erklärte der Gouverneur, «um die teuflische Feuchtigkeit zu bekämpfen, die von den Mauern ausgeht. Nun, Sir», fuhr er fort, «was kann ich für Euch tun? Von Saunders habe ich gehört, daß Ihr die Sklaven besichtigt, jedoch gewisse Vorbehalte geäußert habt.»

«Vorbehalte», krächzte Thurso, als hätte ihm nur seine Empörung das Wort abgerungen. «Sir, ich kann die Sklaven zu dem Preis, den Ihr verlangt, nicht kaufen. Bei diesen Preisen setzt mein Eigner zu.»

«Kommt schon, Captain.» Der Gouverneur sprach im selben lässigen Ton wie zuvor, aber sein Blick war schärfer geworden. «Ihr wißt genau, daß auch damit noch Profit zu machen ist. Würden wir einen privaten Handel abschließen, könnte ich Euch zweifellos einen niedrigeren Preis anbieten, aber Ihr dürft nicht vergessen, daß die Kompanie hohe Kosten hat, um dieses Fort zu unterhalten. Wir haben hier eine kleine Armee von Schreibern, Verwaltungsgehilfen, Handwerkern, die alle bezahlt werden müssen. Es gibt einen Pfarrer, ständig hier lebende Amtsträger der Kompanie und eine Garnison mit hundert Soldaten, die auf Kosten der Gesellschaft verpflegt werden. Erlaubt mir auch zu erwähnen, daß Ihr alle Vorteile unserer Lagerhaltung genießt ohne einen Penny an zusätzlichen Kosten. Darüber hinaus pflegt die Kompanie die Beziehungen zu den ansässigen Häuptlingen und allen Zwischenhändlern: sie bei Laune zu halten kostet ebenfalls Geld. Aber ich muß Euch wirklich nicht an all das erinnern, Captain, nicht wahr. Ihr seid ein alter Hase in dem Geschäft.»

«Natürlich, Sir. Selbstverständlich weiß ich, daß die Kompanie Kosten hat. Aber das hatte sie auch zur Zeit Eures Vorgängers, und er blieb bei einer Gebühr von fünf Bars pro Kopf. Ich kenne die Preise, die landeinwärts bezahlt werden – es würde mich wundern, wenn Ihr mehr als zwanzig Bars bezahlen müßtet. Euer Vorgänger –»

«Mein Vorgänger ist hier gestorben.» Das Gesicht des Gouverneurs trug kühle Gelassenheit zur Schau, doch seine Stimme hatte sich gehoben. «Er liegt auf dem Friedhof dort drüben unter einem Stein, in den ein betrunkener Maurer notdürftig seinen Namen gemeißelt hat. Er hat gerade eineinhalb Jahre durchgehalten, bevor ihn Alkohol und Klima umbrachten. Es ist nicht meine Art, mich zu rechtfertigen, Captain Thurso, aber heute abend gibt es dafür vielleicht einen Grund, denn es ist auf den Tag ein Jahr, daß ich hierhergekommen bin.» Der Gouverneur preßte die Lippen zusammen. Sie waren so blaß, daß nur die Form der Mundwinkel die Lippenkonturen andeutete. «Auf den Tag genau ein Jahr», wiederholte er. «Und abgesehen von einem gewissen Verlust an Farbe und einer gelegentlichen Übelkeit, verbunden mit Durchfällen, bin ich so wohlauf wie eh und je.



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