Das Schwert der Drachen by Thon Wolfgang

Das Schwert der Drachen by Thon Wolfgang

Autor:Thon, Wolfgang [Thon, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-19T05:00:00+00:00


OBERLANDWAI IN DEN SÜMPFEN VON ORGT

»Eleve! Wo bleibt mein Tee!«

Wenn ich hier irgendwo einen geheimen Tempel verstecken wollte, dachte Kalehna, hätte ich ihn mitten in diesen Sümpfen errichtet.

Während sie genüsslich heißen Tee schlürfte, betrachtete sie den sumpfigen Morast, in dem Eisenbäume und Sumpfbuchen wuchsen. Der Wald, durch den sie geritten waren, bildete hier eine kleine Lichtung, aber jenseits der Sümpfe erhob sich ein dicht bewaldeter Hügel, in dem blanker Fels zwischen den Stämmen hindurchschimmerte. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe. Niemand würde sich freiwillig weiter vorwagen. In diesen Sümpfen gibt es nicht viel zu holen, nicht einmal für Jäger oder Fallensteller. Sie wandte den Kopf und sah zum Lager zurück. Also warum sollten sie dort ihr Glück versuchen? Sie werden sich auf den Wald ringsum beschränken. Dort wimmelt es von jagdbaren Tieren.

Die Männer ihres Trosses hatten auf dem Weg durch den Wald reiche Beute gemacht, und Kalehnas Blick zuckte zu der großen Feuerstelle in der Mitte der Lichtung, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Glut schwelte noch. Darüber hingen an einem improvisierten Spieß die mittlerweile angekohlten Reste eines Schlammschweines. Die Knochen schimmerten hell durch das fettig glänzende Fleisch.

»Hörst du nicht, Eleve? Mein Tee! Und zwar sofort!«

Es gibt sogar so viel Wildbret in diesem Wald, dass selbst eine große Truppe wie die unsere Essen im Überfluss hat. Das Einzige, was einen in diesen Sümpfen erwartet, ist ein sicherer qualvoller Tod beim kleinsten Fehltritt …

Sie trank noch einen Schluck Tee und blickte dann wieder auf die Sümpfe vor ihr. Sie genoss diese ruhigen Momente im Morgengrauen, wenn die anderen schliefen und sie ganz allein und ungestört ihren morgendlichen Verrichtungen nachgehen und sich in Ruhe ankleiden konnte. Als sie, noch als Eleve getarnt, nur mit Trophan und den Bewaffneten aus dem Refugium geritten war, war das kein Problem gewesen. Aber das hatte sich etwa seit einer halben Spanne geändert, seit sie auf Ryehls Abteilung gestoßen waren. Kalehna runzelte unwillkürlich die Stirn, als ihr erneut die Frage durch den Kopf schoss, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, heimlich aus dem Refugium wegzulaufen und ihr Schicksal in Trophans Hände zu legen. Eine müßige Frage, dachte sie. Denn jetzt ist es zu spät, sich noch anders zu entscheiden. Und außerdem will ich es auch gar nicht. Nicht, wo ich so dicht am Ziel bin.

Gestern Abend hatten sie den Rand der Sümpfe von Orgt erreicht und ihr Lager auf einer kleinen Lichtung davor aufgeschlagen. Die Stadt selbst hatten sie gemieden, um kein Aufsehen zu erregen oder möglicherweise jemandem aus dem Tempel aufzufallen. Eine Abteilung Bewaffneter in den Farben der Magi hätte schon Verdacht genug erregt, aber hätten die Drachenjungfern ihre jetzige Truppe gesehen, wäre ihnen sofort klar gewesen, weshalb sie hier waren, und sie hätten die Drachenbraut gewarnt und wahrscheinlich weggeschafft, bevor sie den Tempel auch nur gefunden hätten.

Und er muss irgendwo hier sein, direkt vor unserer Nase. Da bin ich mir ganz sicher. Die Frage ist nur, wie ich es anstellen soll, die Drachenbraut zu warnen. Darüber hatte sie in den letzten Tagen immer wieder nachgedacht.



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