Das Schwein kommt zum Essen by Joseph Caldwell

Das Schwein kommt zum Essen by Joseph Caldwell

Autor:Joseph Caldwell
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2012-12-04T23:00:00+00:00


Kapitel 9

Unlängst hatte Lord Shaftoe die Burg bei strömendem Regen verlassen, nun kehrte er in einem Wolkenbruch zurück. Die See war aufgebracht und hatte den Himmel gewonnen, ihr in ihrem Zerstörungsrausch beizustehen. Schäumende Wogen fielen in das Land ein, Wasserwälle wälzten sich über die schutzlose Landschaft. Die Wolken, die der Blitz zerriss und aus denen der Donner grollte, hatten sich weit aufgetan und schütteten ungebändigt ihr ganzes Regenaufgebot auf Berge und Spitztürme, auf Häuser und zwangsläufig auch auf Burgen. Das Wasser schien sich nicht nur der Erdanziehung zu fügen, es fiel nicht bloß, es stürzte herab, als hätten die Wolken im Wettstreit, wem die Herrschaft über den Himmel gehöre, ihre Schleusen geöffnet.

So erbarmungslos die Natur auch gegen sich selbst wütete, es war nichts im Vergleich zu dem Unheil, das vor einigen Tagen auf Kittys unvorbereitetes Haupt niedergegangen war. Zu ihrem sprachlosen Erstaunen hatten die Gerichte zugunsten von George Noel Gordon Lord Shaftoe und zu ungunsten von Caitlin McCloud und Kieran Sweeney entschieden. Beweise waren vorgelegt worden, dass die Shaftoes aus dem weit entfernten Australien ihre Steuern stets in voller Höhe und unverzüglich überwiesen hatten, was bedeutete, dass die Besitztitel auf die Burg Kissane niemals an die Krone übergegangen waren, noch viel weniger an die Republik und am allerwenigsten an Caitlin McCloud, ungeachtet der Tatsache, dass sie eine beträchtliche Summe in bar gezahlt hatte. Gegen diesen Triumph der Shaftoes war keine Berufung möglich. Ihr Wehklagen mochte bis an die Tore des Himmels aufsteigen, bewirkte aber ebenso wenig wie all die verzweifelten Gebete, die in jenen Jahren an die gleiche Adresse gingen, als das Land verwüstet und die Unschuldigen gehängt wurden, wo immer sich ein Ast oder Balken dazu bot.

Nachdem sie dem Himmel mit ihrem nutzlosen Gejammere zugesetzt hatte, musste sie ihrem weniger beeindruckten Gatten zuhören, der ihr darlegte, er habe weder die Mittel noch das Wissen, um die Burg in die Luft zu jagen, wie sie gedroht hatte. Außerdem gehöre ihr die Burg nicht länger und durfte nicht nach Lust und Laune zerstört werden. Sie würde wegen der angerichteten Verwüstung im Gefängnis landen, könnte allerdings die Zeit dort ununterbrochen nutzen, ihre Korrekturen am Roman Die Mühle am Floss anzubringen, und unter Umständen würde ihr der Richter sogar zusätzliche Zeit gewähren, ein, zwei weitere Romane zu korrigieren.

Dass sie einfach wahnsinnig werden könnte, wurde als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen. In ihrem fast geistesgestörten Zustand spürte Kitty, dass ihr nach der ungeheuerlichen Empörung nichts anderes übrigblieb, als das zu tun, was jeder sich selbst achtende Bürger der Republik angesichts einer bevorstehenden Vertreibung von Haus und Hof tun würde: ein großes und fulminantes Festgelage veranstalten und jedermann dazu einladen. Mit Brids und Taddys Schicksal würde sie sich später befassen. Ihr Verstand konnte nur eine gewisse Menge an Ereignissen aufnehmen und war schon dermaßen mit einander widerstreitenden Dingen überlastet, dass schierer Wahnsinn das einzige Mittel blieb, eben diesen ihren Verstand zu retten.

Die Entscheidung für das Fest gab ihrem Leben wieder Sinn und Zweck, sie konnte sich über die jähe Schicksalswende hinwegsetzen und wurde mit der



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