Das Schicksal der Templer – Episode 3 by André Martina

Das Schicksal der Templer – Episode 3 by André Martina

Autor:André, Martina [André, Martina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-08-15T00:00:00+00:00


KAPITEL 13

Herbst 1315

Eifel/Köln

Unbequeme Wahrheiten

»Scheiße«, fluchte Eberhard von Breydenbach, als die Fanfaren am Sonntagmorgen nach der Frühmesse über die Zinnen der Breidenburg hallten. »Das ging ja schneller als gedacht.«

Obwohl er noch nicht wusste, um wen es sich bei diesem Überraschungsbesuch genau handelte, konnten es nur Gesandte seines Lehnsherrn sein, denn nur ihnen stand – neben der eigenen Familie – eine solch lautstarke Begrüßung zu.

»Denkst du, der Erzbischof kommt persönlich?«, fragte seine Mutter alarmiert, obwohl Balduin von Trier im Allgemeinen nur einen Abgesandten schickte, wenn er eine Mitteilung zu machen hatte.

»Wohl kaum«, antwortete Eberhard gereizt. »Der hat doch gar keine Zeit, weil er sich entweder in fernen Ländern aufhält oder mit irgendeinem seiner Lehnsleute eine Fehde vom Zaun bricht. Aber wer weiß, vielleicht sind wir ja jetzt dran.« Verärgert schob er seinen Bierkrug zur Seite und schlug mit der Faust auf den Tisch, an dem er mit seiner Mutter und drei höheren Offizieren seiner Wachmannschaften das Frühessen einnahm.

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Jutta von Breydenbach geradezu panisch. »Richard liegt noch immer danieder. Er ist weder gesprächsbereit noch verhandlungsfähig. Jegliche Aufregung würde seinen Tod bedeuten.«

»Keine Sorge Mutter«, beschwichtigte Eberhard sie. »Ich regle das schon.«

Er stand auf und wischte sich den Mund ab. Seinen Männern warf er einen entschlossenen Blick zu, als sie sich – wie es sich gehörte – ebenfalls erhoben, um ihm zu folgen. »Bleibt sitzen«, befahl er hart. »Falls man euch nach meinem Bruder befragen sollte, verlange ich striktes Stillschweigen. Außer mir spricht niemand über ihn, verstanden?« Ein stummes Nicken folgte, dann setzten sich die drei mit betretenen Gesichtern wieder hin und kauten weiter, während sie Eberhard begriffsstutzig anstarrten. Er hatte es bewusst vermieden, mit ihnen über die Geschehnisse im Saalholzwald zu sprechen, geschweige denn, sie über die Rolle aufzuklären, die sein Bruder und er bei der Sache gespielt hatten. Offiziell waren sie von Straßenräubern überfallen worden, und ein dreckiger Lombarde hatte Lothar getötet. Anschließend hatten sie die Meute in die Flucht geschlagen.

Als Eberhard hinaus auf den nebelverhangenen Burghof trat, tat er dies in der Überzeugung, sich auf seine Soldaten verlassen zu können. Dagegen war er ganz und gar nicht sicher, was die Knechte und Mägde von sich geben würden, falls sie jemand ohne seine Zustimmung nach seinem Bruder befragte.

Mit Schwert und Kettenhemd gerüstet, blickte er kurz in die trübe Umgebung und wischte sich hastig eine weißblonde Strähne aus dem Gesicht, um besser sehen zu können. Im ersten Moment hatte er noch gedacht, er habe eine Halluzination, doch da standen tatsächlich zwölf schwarze Hengste, geschmückt mit dem aufwendigen Geschirr und dem Wappen des Erzbischofs von Trier auf der Satteldecke. Ihre martialisch gerüsteten Reiter hielten inzwischen Ausschau nach möglichem Widerstand. Angeführt wurden sie von Willibert von Roth, einem wohlgenährten, kurzbeinigen Vertreter des Erzbischofs, der für die Verwaltung der nördlich gelegenen Lehen zuständig war. Williberts unangekündigtes Erscheinen an sich wäre nicht außergewöhnlich gewesen, doch neben ihm thronte eine geschniegelte schwarzgewandete Gestalt mit einem breitkrempigen roten Hut auf einem monströsen Apfelschimmel, die nach Eberhards Verständnis auf dieser Burg ganz und gar nichts verloren hatte.



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