Das Reich der Zombies by Iain McKinnon

Das Reich der Zombies by Iain McKinnon

Autor:Iain McKinnon [McKinnon, Iain]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783940626141
Herausgeber: Deltus
veröffentlicht: 2014-12-05T05:00:00+00:00


Kapitel 5:

Flaute

Captain Warden zog genüsslich an seiner Zigarette. Das orangefarbene Glühen, das von der Scheibe reflektiert wurde, hätte man durchaus für die Positionslichter eines weit entfernten Schiffes halten können. Während er den Rauch ausatmete, entspannte er sich sichtlich, lockerte die verkrampfte Nackenmuskulatur und ließ die Schultern hängen. Seine innere Anspannung schien mit dem ausgeatmeten Qualm zu verfliegen.

Es gab drei Orte, an denen man als Seemann an Bord rauchen konnte: Die eigene Kabine, das Achterdeck und die Offiziersmesse. Da er sich noch an die gute alte Etikette hielt, vermied er es, in der Messe in Anwesenheit von Gästen zu rauchen. Er wollte niemandem das Essen verderben, aber nun, da er auf seiner Brücke stand, überkam ihn das Verlangen nach einer Zigarette.

Während er einen zweiten langen Zug inhalierte, wurde Warden klar, dass sich ohnehin keines der Crewmitglieder daran stieß, wann und wo er rauchte. Es war das Privileg des Captains, niemals gegen die Regeln verstoßen zu müssen, da er sie bei Bedarf jederzeit abändern konnte. Er hatte vorher schon gelegentlich auf der Brücke geraucht, aber nur unter Stress. Nun schien wieder einer dieser besonderen Momente gekommen zu sein.

Er hatte mit seiner Crew schon weitaus schlimmere Stürme ausgestanden als den nahenden Hurrikan Emily. Sie bewegten sich am Rand der Unwetterzone. Falls sie keinen Motorausfall erlitten, würde die Ishtar sie heil durch den Sturm bringen. Von dem Wetter allein ging keine Gefahr aus, es sei denn, sie wurden von einer Monsterwelle voll erwischt.

Der Wind ließ einen Regenschwall gegen das Fenster der Brücke klatschen. Warden kam es so vor, als habe seine innere Unruhe ihn heraufbeschworen. Er konnte spüren, dass das Deck nun heftiger schaukelte.

»Unruhige See.« Gelassen stieß er eine Rauchwolke aus.

»Kann man wohl sagen, Captain«, hörte er Patterson in seinem knappen, befehlsgewohnten Tonfall erwidern. Warden war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass er die Anwesenheit des Commanders nicht einmal bemerkt hatte.

Patterson gehörte zu seinen fähigsten Leuten, auch wenn er sich an Bord keiner sonderlich großen Beliebtheit erfreute. Als Stellvertreter des Captains musste man damit leben. Warden hielt Patterson für einen liebenswürdigen, durch und durch angenehmen Zeitgenossen. Weder besonders charismatisch noch geistreich, aber ein anständiger Kerl, auf den man sich verlassen konnte. Die rechte Hand des Captains, ein Mann, der Befehle ausführte und weitergab. Warden wusste, dass die Disziplin, die Patterson der Besatzung abverlangte, ihm das Leben erleichterte. Er sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Trotz Pattersons Bemühungen lief heute allerdings nicht alles glatt.

Warden nahm die Zigarette aus dem Mund und fuhr sich mit der freien Hand über die Stirn. Er betrachtete das dünne Röllchen, das er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt.

Die Zigarette bestand mehr aus Papier als aus Tabak; klein und dünn, zusammengekratzt aus den letzten verbliebenen Vorräten. Das war symptomatisch für die aktuelle Situation auf dem Schiff. Alles wurde streng rationiert, nichts verschwendet.

Das Einzige, was es an Bord im Übermaß gab, war der ständige Ärger mit den Wissenschaftlern. Warden unterstellte insgeheim, dass sie ihn als Teil eines perversen Experiments missbrauchten, um seine Belastungsgrenze auszuloten. Professor Cutler und Doktor Robertson schienen lediglich ein Ziel vor Augen zu haben: immer neue Möglichkeiten zu finden, um ihm auf den Sack zu gehen.



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