Das Reich der Angst by Uwe Anton

Das Reich der Angst by Uwe Anton

Autor:Uwe Anton [Anton, Uwe ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neuroversum, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2012-11-16T01:00:00+00:00


8.

Stan

Drei Stunden später hatte Toufec seine Vorbereitungen abgeschlossen.

Stan bot mittlerweile ein Bild des Elends. Das Äußere des TARAS verrostete und verfiel zusehends. Die Antigravfelder hielten ihn zwar in der Luft, aber er sackte immer wieder ein paar Zentimeter tiefer. Noch fing er seinen Sturz jedes Mal ab und nahm seine ursprüngliche Position wieder ein, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis der Rost sich tief in sein Inneres gefressen haben und ihn irreparabel beschädigen würde.

Ich fragte mich, ob Stan irgendwie mitbekam, was mit ihm geschah. Aber ich verdrängte den Gedanken. Es war sinnlos, den Roboter zu vermenschlichen.

Und ich bezweifelte, dass Toufecs Plan überhaupt noch durchführbar war. Zu schwer schienen die Beschädigungen schon zu sein.

»Stan, flieg los!«, befahl Daniil Veriaso. Auch er hatte sich gefangen, wirkte wieder gelassen bis zur schieren Gleichgültigkeit.

Wir beobachteten, wie sich der Roboter in Bewegung setzte und auf die Mechanopoden-Stadt zuhielt. Er flog unsicher, taumelte in der Luft, zog plötzlich einen Kreis. Dann fand er die Richtung wieder, touchierte den Boden, stieg wieder empor. Aber nur ein paar Sekunden lang. Schließlich setzte er auf der Ebene auf, als müsse er sich ausruhen.

»Komm schon, Stan!«, flüsterte Daniil neben mir.

Der TARA hockte noch immer an Ort und Stelle. Die Lichter an seinem halbkugelförmigen Ortungskopf erloschen, flammten dann wieder auf.

War Toufecs Plan damit bereits gescheitert?

»Lass ihm nur ein paar Sekunden Zeit«, sagte Daniil beschwörend. »Und ja, ich habe daran gedacht.«

Ich runzelte die Stirn. »Woran?«

»Odos Urne. Stan sollte sie ja aufbewahren. Er hat sie mir zurückgegeben. Jetzt habe ich sie eingesteckt.«

Ich nickte stumm.

Bei Stan tat sich etwas. Plötzlich leuchtete auf dem Holo-Visor meines SERUN-Helms ein Bild der Umgebung auf, wie der Roboter sie wahrnahm. Ich schien durch seine Augen zu schauen. Der TARA übermittelte uns, was er wahrnahm, und das so genau und detailgetreu, dass ich glaubte, die Mechanopoden-Stadt mit eigenen Augen zu sehen.

Dann erhob Stan sich wieder in die Luft und flog weiter, der Stadt entgegen.

Stans Flug schien sich zu stabilisieren. Zwei-, dreimal sackte das Bild abrupt nach unten, aber der Roboter fing sich jedes Mal, ohne den Boden erneut zu berühren.

Er erreichte die ersten Gebäude der Stadt.

Ich sah die sonderbarsten Gebilde. Vor mir tat sich eine mechanische Architektur auf, eine mechanische Landschaft mit mechanischen Bürgern. Aus nächster Nähe betrachtet erinnerte die Stadt an eine gigantische Maschinerie, ein lebendig gewordenes Stahlwerk, einen mechanischen Organismus.

Das alles war verrostet, angekränkelt, morbide. Ein einst strammer Ritter humpelte, weil ihm ein Bein weggerostet war. Ein einst mächtiger Löwe kroch beinlos voran, und zwei Beine ohne Oberkörper schritten ziellos aus.

Mir wurde abrupt klar, dass ich noch immer in menschlichen Begriffen dachte, obwohl die Stadt unsagbar fremd war. Aber ich konnte mich nicht von dieser Begrifflichkeit lösen. Es musste kein Löwe sein, der sich dort elend voranzog, nicht einmal ein Raubtier. Ich sah ihn nur als Löwen, weil der Anblick irgendwelche Erinnerungen auslöste und ich sie mit einem Löwen in Verbindung brachte.

»Ist der Regen vielleicht eine Waffe«, sagte Daniil, »die gezielt gegen die Mechanopoden eingesetzt wird?«

»Das wäre eine ganz neue Sicht auf die Dinge«, entgegnete Toufec.



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