Das Programm by Michael Ridpath

Das Programm by Michael Ridpath

Autor:Michael Ridpath
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-12-18T23:00:00+00:00


Zehn Minuten wartete Chris in der kühlen, glasverkleideten Halle der Filiale von United Arab International in Bishopsgate und beobachtete die Banker, die kamen und gingen. Schließlich tauchte Pippa aus einem der Fahrstühle auf. Eine kleine Frau mit blonden Locken und einem fröhlichen Lächeln. Sehr hübsch.

Chris küsste sie auf die Wange. »Gehen wir zu Williams. Das ist nicht weit.«

»Hast du dich dort nicht immer mit Duncan getroffen?«, fragte Pippa.

»Richtig.«

»Na, hoffentlich ist er jetzt nicht da.«

»Glaube ich nicht«, sagte Chris.

Fünf Minuten brauchten sie, um den dämmrigen Pub zu erreichen. Duncan war nicht da. Chris holte sich ein Bitter und für Pippa ein Glas Weißwein, dann setzten sie sich in die gleiche dunkle Ecke, in der Duncan und er vor einer Woche gehockt hatten.

»Viel Zeit habe ich nicht«, sagte Pippa. »Ich hab nachher noch eine Verabredung in Covent Garden.«

»In Ordnung«, sagte Chris. »Ich mach es kurz. Es geht um Lenka.«

Pippas Gesicht verdunkelte sich. »Oh nein, nicht schon wieder diese Frau. Was hat Duncan jetzt angestellt?«

Chris war bestürzt. Offenbar hatte sie die Neuigkeit noch nicht vernommen. Es wäre unfair gewesen, ihr weitere Fragen zu stellen, bevor er sie ins Bild gesetzt hatte.

»Lenka ist tot. Ermordet.«

Pippa war entsetzt. »Um Gottes willen. War es Duncan?« Dann sah sie ihn verlegen an. »Tut mir leid, das hätte ich nicht fragen dürfen. Aber deshalb bist du doch hier, nicht wahr? Es muss etwas mit Duncan zu tun haben.«

»Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass er es war«, sagte Chris, obwohl Pippas spontane Reaktion ihn ziemlich nachdenklich stimmte. »Es ist in Prag passiert. Die tschechische Polizei nimmt an, dass es ein Einheimischer war.«

»Junge«, sagte Pippa. »Das muss Duncan ja schlimm mitgenommen haben.«

»Hat es.« Chris nahm einen Schluck Bier. »Du hast also gewusst, was Duncan für Lenka empfand?«

Pippa schnaubte. »Ob ich es gewusst habe? Das kann man so sagen. Zunächst hielt ich sie nur für eine ehemalige Freundin von ihm, vor der man auf der Hut sein musste. Doch kurz nach der Heirat merkte ich, dass sie weit mehr war als das.«

»Wie hast du es herausgefunden?«

»Von Duncan. Er hat es mir erzählt. Er war verrückt. Anfangs hat er nur gelegentlich von ihr gesprochen, aber dann immer öfter und öfter. Du weißt ja, wie offen Duncan sein kann. Früher fand ich es süß, aber heute halte ich es einfach für dämlich. Einmal kam er betrunken nach Hause und laberte mich voll, dass Lenka die einzige Frau sei, die er je geliebt habe. Und das mir, seiner Frau, stell dir das vor! Er wollte sie zum Essen oder zu einem Drink einladen. Ich habe ihm gesagt, er soll es lassen, aber er hat es bestimmt getan. Allerdings glaube ich nicht, dass da was war. Sie war sicherlich viel vernünftiger als er.«

»Ich glaube auch nicht, dass ›da was war‹, wenn dir das hilft«, sagte Chris.

»Das geht mir heute am Arsch vorbei«, sagte Pippa. »Ehrlich gesagt, es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn sie was miteinander gehabt hätten.«

»Habt ihr euch deshalb getrennt?«, fragte Chris. »Duncan hat es mir nie erzählt.«

Pippa seufzte. »Vermutlich ist das der Grund gewesen, aber ich will Duncan gar nicht die ganze Schuld geben.



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