Das Marsgrab by Kristine Kathryn Rusch

Das Marsgrab by Kristine Kathryn Rusch

Autor:Kristine Kathryn Rusch
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-01-07T23:00:00+00:00


31

Die Situation in der Saharakuppel spitzte sich zu.

Scott-Olson war in ihr Labor zurückgekehrt. Sie sah keinen Sinn darin, weiter der Konferenz beizuwohnen und zuzusehen, wie die Katastrophe ihren Lauf nahm. Sie konnte deren weiteren Verlauf so oder so auf unzählige Arten verfolgen – über einen Wandschirm, über ihre Links oder über einen der Schirme, die auf ihrem Hauptarbeitstisch montiert waren.

Sie ließ die Wandschirme laufen – sie brauchte die Informationen; Information war für sie plötzlich so etwas wie eine Rettungsleine geworden –, aber sie schaltete ihre Nachrichtenlinks ab. Wenn die Informationen durch die Links kamen, erschienen sie ihr zu persönlich, zu direkt. Sie wollte nicht über die Katastrophe nachdenken, die über jene Stadt hereingebrochen war, in der sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte.

Der Aufenthalt in ihrem Arbeitsbereich konnte sie kaum beruhigen. Sechs der mumifizierten Leichen lagen in ihrem Kühlschrank. Das Skelett von Lagrima Jørgen hatte seinen eigenen Tisch, und die orangefarbenen Knochen leuchteten im hellen Licht des Labors.

Bald würden noch mehr Leichen diesen Raum füllen – einige davon menschlich, dem Bemühen zum Opfer gefallen, die flüchtenden Disty aufzuhalten, und ein ganzer Haufen Disty. Sie bezweifelte, dass die hiesige Todesschwadron überhaupt noch existierte, und so trieb sie ihr Team an, sich um die Disty-Leichen zu kümmern, sobald sie hereingebracht wurden.

Sie hatte sich bereits ein Bett in dem kleinen Nebenbüro bereitet und riet ihren Assistenten, das Gleiche zu tun. Selbst wenn sie die Gelegenheit bekämen, nach Hause zu gehen, was im Moment allerdings unmöglich war – niemand konnte sich sicher im Freien unter der Saharakuppel bewegen –, würde sie selbst ihren Arbeitsplatz nicht verlassen, schließlich war sie die Leitende Gerichtsmedizinerin. Nicht jedenfalls, solange so viele Leichen auf dem Weg hierher waren.

Jedes Mal, wenn Scott-Olson einen Blick auf den Wandschirm warf, sah sie ein Massaker. In mancher Hinsicht schien es ihr ebenso abscheulich wie das, dessen Überreste sie in der Disty-Sektion unter Massen von Marssand begraben vorgefunden hatte. Disty kletterten übereinander hinweg, um die Kuppel zu verlassen. Sie stießen einander zur Seite, trampelten sich gegenseitig nieder, und manche vergaßen sogar die lebenswichtigen Prinzipien der Disty und schlugen mit der Faust zu.

Am schlimmsten ging es am Bahnhof zu. Es waren keine neuen Züge in der Kuppel eingetroffen, und es würden auch keine mehr kommen. Jemand hatte befohlen, den Zugverkehr zur Saharakuppel einzustellen.

Die Züge, die von hier aus abfahren sollten, waren fort, vermutlich mit Disty-Technikern am Steuer. Sogar die Züge, die zu Wartungszwecken in einer Betriebshalle gestanden hatten, waren wieder in Dienst gestellt worden, was vermutlich irgendwo auf der Strecke neue Katastrophen auslösen würde.

Aber niemand hatte den Disty verraten, dass keine weiteren Züge eintreffen würden. Die Disty drängten sich auf den Bahnsteigen, schubsten, stießen und stritten. Immer mehr strömten von den noch volleren Straßen in den Bahnhof, und alle versuchten sie, aus der Kuppel herauszukommen.

Aber das würden sie nicht, und Scott-Olson wusste nicht recht, was wohl passieren würde, wenn ihnen das erst einmal klar würde. Würden sie die Kuppeltore nach draußen auf die Marsoberfläche gewaltsam öffnen und hinausrennen? Scott-Olson hatte bereits Züge abfahren sehen, an deren Außenseiten sich Disty geklammert hatten.



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