Das Lied von Eis und Feuer - 06 - Die Königin der Drachen by George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer - 06 - Die Königin der Drachen by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin [Martin, George R. R.]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: -=Fantasy=-
ISBN: 3442268478
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2001-12-31T23:00:00+00:00


SANSA

Auf der anderen Seite der Stadt begann eine Glocke zu läuten.

Sansa fühlte sich wie in einem Traum gefangen. »Joffrey ist tot«, sagte sie zu den Bäumen, um zu sehen, ob sie davon aufwachen würde.

Als sie den Thronsaal verlassen hatte, hatte er noch gelebt. Allerdings hatte er auf den Knien gelegen, seine Kehle umklammert und sich bei dem Versuch zu atmen die eigene Haut aufgerissen. Der Anblick war zu schrecklich für sie gewesen, deshalb war sie schluchzend geflohen. Lady Tanda war ebenfalls davongelaufen. »Ihr habt ein gutes Herz, Mylady«, sagte sie zu Sansa. »Nicht jedes Mädchen würde um einen Mann weinen, der sie verstoßen und mit einem Zwerg verheiratet hat.«

Ein gutes Herz. Ich habe ein gutes Herz. Hysterisches Gelächter stieg in ihrer Kehle empor, doch Sansa würgte es hinunter. Die Glocken läuteten langsam und traurig. Läuteten, läuteten, läuteten. Für König Robert hatten sie genauso geläutet. Joffrey war tot, er war tot, er war tot, tot, tot. Warum weinte sie, obwohl sie am liebsten getanzt hätte? Waren es Freudentränen?

Sie fand ihre Kleider an der Stelle, wo sie sie in der vorgestrigen Nacht versteckt hatte. Ohne die Hilfe ihrer Zofen brauchte sie länger, um die Schnüre ihres Kleides zu öffnen. Außerdem waren ihre Hände seltsam unbeholfen, obwohl sie keineswegs so große Angst hatte, wie sie eigentlich hätte haben sollen. »Die Götter sind grausam, ihn so jung und stattlich zu sich zu rufen, und dann noch bei seinem eigenen Hochzeitsfest«, hatte Lady Tanda gesagt.

Die Götter sind gerecht, dachte Sansa. Auch Robb war bei einer Hochzeit gestorben. Und Robb war es, um den sie weinte. Um ihn und um Margaery. Die arme Margaery, zweimal verheiratet und zweimal verwitwet. Sansa zog einen Arm aus demÄrmel, streifte das Kleid nach unten und wand sich heraus. Sie knüllte es zusammen und schob es in den hohlen Eichenstamm, dann schüttelte sie das Gewand aus, das sie darin versteckt hatte. Zieht Euch warm an, hatte Ser Dontos sie gemahnt, und kleidet Euch dunkel. Sie besaß nichts Schwarzes, deshalb hatte sie ein Kleid aus dicker brauner Wolle ausgewählt. Das Mieder war allerdings mit Süßwasserperlen verziert. Der Mantel wird sie verbergen. Er war dunkelgrün und hatte eine große Kapuze. Sie zog sich das Kleid über den Kopf, legte den Mantel um, setzte die Kapuze jedoch noch nicht auf. Schuhe hatte sie ebenfalls bereitgelegt, einfache, derbe breite Schuhe mit flachen Absätzen. Die Götter haben meine Gebete erhört, dachte sie. Sie fühlte sich benommen und wie im Traum. Meine Haut hat sich in Porzellan verwandelt, in Elfenbein, in Stahl. Ihre Hände bewegten sich nur steif und ungeschickt, als hätten sie noch nie ihr Haar gelöst. Einen Augenblick lang wünschte sie sich Shae herbei, um ihr mit dem Haarnetz zu helfen.

Nachdem sie es losgezerrt hatte, fiel ihr das lange kastanienbraune Haar über Rücken und Schulter. Das Gewebe aus gesponnenem Silber hing an ihren Fingern, das feine Metall glitzerte sanft, die Steine leuchteten schwarz im Mondlicht. Schwarze Amethyste aus Asshai. Einer fehlte. Sansa hielt sich das Netz vor die Augen, um es genauer zu betrachten. In der silbernen Fassung, aus der er sich gelöst hatte, war ein dunkler Fleck.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.