Das Liebespulver by Gerald Wolf

Das Liebespulver by Gerald Wolf

Autor:Gerald Wolf [Wolf, Gerald]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-27T05:00:00+00:00


18

Ob es nun die Prise Pulver war, das die Windungen von Lucas’ Gehirn wieder blinken ließ, oder die Strampelei auf dem Fahrrad, Lucas fühlte sich wie ausgewechselt. Das Aufpeppen seines Manuskriptes zu den Peptiden flutschte. Stilistisch noch ein bisschen Politur, und er könnte es abschicken. Die Reviews für die beiden Zeitschriftenartikel ebenfalls, und mit dem Manuskript zu den Nonpeptides ging es so gut voran, als hätte er im Geiste schon mal alles hingeschrieben gehabt. Zwischendurch langte Lucas nach dem Besen und fegte, griff zum Scheuertuch und wischte, nahm den Staublappen und putzte. Seine Schmutzblindheit war ihm erst in Gegenwart von Jessika bewusst geworden, nämlich als er versuchte, sich mit ihren Augen in seiner eigenen Wohnung umzusehen. Die Fenster allerdings, die hatten auf den nächsten Anfall zu warten. Mit der Atzung hielt es Lucas wie die meisten Singles: Folienpackungen, gefrostetes Fast Food und Büchsen. Für Brot, Butter und Marmelade hatte er noch am Freitagabend gesorgt. Auch für Bier, Wein und Knabbereien. Heute, Sonntagabend, sollte beim Nachbarn wieder eine Party steigen, und Lucas wollte seinen Obolus in Form der Mitbringsel entrichten.

In puncto Jessika und Marion hatte er sich ein Denkverbot auferlegt. Zwar fing es immer mal wieder zu bröckeln an, aber weder seinem wissenschaftlichen noch seinem hauswirtschaftlichen Eifer konnte das viel anhaben. Von »Triebsublimierung« hatte Freud gesprochen, der Wandlung von Triebwünschen in erfolgreiche Arbeit. Erst kurz bevor er zum Nachbarn rüber gehen wollte, war die Selbstdisziplin aufgebraucht, und schließlich kreisten seine Gedanken nur noch darum, wie Jessika im selben Moment mit ihrem Ohrstöpseltypen herumhopste, und das in demselben Bett, in dem er sich so wohl gefühlt hatte!

Die Augen geschlossen und die Füße auf dem Couchtisch, versuchte Lucas, sich in seinem Sessel zu entspannen. Doch die Gedanken hielten ihn auf Trab: Sollte es wirklich nur das Pulver gewesen sein, dass er derart in Flammen aufgegangen war? Am liebsten, erinnerte sich Lucas, hätte er Jessika noch an dem Restaurantabend zum Standesamt geschleppt. Sicherungsverwahrung sozusagen. Ob nun mit oder ohne 69/2, es hatte ihn erwischt: Weißglut, und ein, zwei Tage drauf: aus. Er sollte versuchen, das Molekül etwas mehr in Richtung Dauereffekt zu designen. Und dann eben zwei Liebespillen: rote für kurz, weiße für lang.

Die Szene wechselte, und Marion trat auf den Plan. Durch seine geschlossenen Lider hindurch sah sie ihn an. Erfolglos hatte sie die ganze Zeit nach Veränderungen im Methylierungsmuster gesucht, und nun stöhnte sie unter der Fehlanzeige. Fast ohne Übergang stöhnte sie in seinen Armen.

»Na, wie geht’s uns denn so?«, fragte Lucas, als er am Montagnachmittag das Labor betrat. Es hörte sich wie auf einer Chefvisite an.

Jessikas Blick verhakte sich in seinem, ihr Gesicht spiegelte Erwartung und Bangigkeit. Er umarmte sie ohne besondere Hingabe. Sie setzte sich wieder an ihren Arbeitstisch und er sich an seinen.

Lucas hatte es mit dem Besuch des Labors nicht besonders eilig gehabt. Sollte sie doch warten, er musste ja auch warten können, bis sie aus den Armen ihres Maiks wieder herausgefunden hatte. Außerdem das Remmidemmi beim Nachbarn. Nur weil es hieß, Miriam käme noch, musste er bis



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