Das Leonardo-Papier: Roman (German Edition) by Goga Susanne

Das Leonardo-Papier: Roman (German Edition) by Goga Susanne

Autor:Goga, Susanne [Goga, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641039585
Herausgeber: Diana Verlag
veröffentlicht: 2010-06-22T22:00:00+00:00


Justus von Arnau wollte gerade den Gasthof verlassen, als ein Mann in der Eingangshalle auf ihn zutrat und ihm einen Brief hinhielt. »Sir, das soll ich Ihnen geben.«

Erstaunt erkannte er den Pferdeknecht von Langthorne House. Das konnte nur eines bedeuten. Er drückte dem Mann eine Münze in die Hand, worauf dieser kehrtmachte und sich auf sein Pferd schwang, das draußen angebunden war.

Justus trat in eine Nische, wo er das Schreiben ungestört öffnen konnte. Eilig überflog er die Zeilen und drückte das Blatt in einer spontanen Regung an sich. Seine Befürchtungen hatten sich nicht bestätigt, im Gegenteil, Miss Fielding erwiderte seine Gefühle. Er begab sich umgehend ins Queen's Lane Coffee House, setzte sich ans Fenster und zog den Brief hervor, um ihn noch einmal in Ruhe zu studieren.

Angeblich bestand keine Vereinbarung zwischen ihr und diesem Mr. Martinaw, doch die Art und Weise, wie sie darüber schrieb, ließ Justus vermuten, dass Mr. Martinaw eine Verbindung anzustreben schien. Und wenn es so wäre?, fragte er sich. Hätte er den Mut, es mit einem Bewerber aufzunehmen, der schon die Gunst der Familie gewonnen zu haben schien?

Er musste an den erregten Fußmarsch von vorhin denken, nach dem er mit dreckverschmierten Stiefeln, verschmutztem Mantel und Blasen an den Füßen im Gasthof eingetroffen war. Er war außer sich gewesen und hatte schon an einen bevorstehenden Abschied geglaubt. Der Brief belehrte ihn eines Besseren, doch die Herausforderung blieb.

Kurz darauf fiel sein Blick auf ein Plakat an der Wand, das ein Bach-Konzert in der Christ Church Cathedral ankündigte. In drei Tagen sollte es stattfinden. Justus liebte Bach, auch wenn er ihn seit Langem nicht mehr selbst gespielt hatte. Vielleicht würde Georgina ihn begleiten? Ja, er würde sie einladen, öffentlich, unverfänglich, zu einer seriösen musikalischen Darbietung, gegen die niemand etwas einwenden konnte. Damit würde er ihrer Beziehung den etwas zweifelhaften Charakter nehmen und sie mit Anstand und Würde ausführen.



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