Das Kriegsbuch by James Sallis (Hrsg)

Das Kriegsbuch by James Sallis (Hrsg)

Autor:James Sallis (Hrsg) [(Hrsg), James Sallis]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fischer Orbit 34
veröffentlicht: 2013-12-21T05:00:00+00:00


Die Fenster des kleinen Büros gingen auf die Wüste hinaus, die sich ungebrochen bis zu einem Wall dunstiger Berge am Horizont erstreckte. Nahe am Lager war die Wüste mit den geometrisch wirkenden Formationen exerzierender Soldaten besprenkelt. Rechts war der Anfang einer Gruppe Wellaluminium-Baracken zu erkennen.

Es war sehr heiß. Das Summen der Klimaanlage verdrängte den Lärm des Stützpunkts.

Generalmajor Blackwood saß hinter einem leeren Tisch, eine Silhouette vor den Fenstern. Ihm gegenüber hatte sich ein kleiner Mann mit beginnender Glatze in einen hochlehnigen Stuhl gesetzt, einen Plastikordner im Schoß. Zwischen den beiden Männern, an der Seite des Tisches, saß eine Frau in einem Ledersessel und beugte sich gespannt vor.

»Wir erfuhren vom Ende des Krieges auf dem üblichen Wege, Mr. Chalmers«, sagte der General. »Ich verstehe daher den Grund Ihres Besuches nicht recht.« Ein feindseliger Unterton schwang in seiner Stimme.

Chalmers hustete und warf der Frau einen entschuldigenden Blick zu. »Eigentlich bin ich in anderer Angelegenheit hier, General. Die Terra-Zentrale hat mich geschickt, um der Kaiserin gewisse diplomatische Aspekte des Krieges nahezubringen, die nach unserer Ansicht für eine normale Übermittlung nicht geeignet waren. Sie hat vorgeschlagen, daß wir Ihnen die Sache vortragen, da Sie gewissermaßen dem Problem näherstehen.« Er schaute bedeutungsvoll zum Fenster hinaus.

General Blackwood, der sich nicht die Mühe machte, diesen Blick zu interpretieren, beugte sich langsam vor. »Kommen Sie zur Sache.«

»Nun, wie Sie wissen, beruht der Frieden nicht auf einer Kampfentscheidung. Wir haben vielmehr ein dauerndes Übereinkommen getroffen. Der Krieg ist im letzten Jahr derart ausgeartet, daß seine Fortsetzung die völlige Vernichtung beider Seiten – auch der Kreekals – bedeutet hätte. Ich nehme nicht an, daß Ihnen das bekannt ist, aber der Kampf war von den Kolonialplaneten bereits in die Heimatsysteme getragen worden.« Er blätterte in seinem Ordner, holte eine Photographie hervor und betrachtete sie vorsichtig. »Wir mußten entsetzliche Verluste hinnehmen. Im letzten Monat haben die Kreekals mit einem Großteil ihrer Flotte das terranische System angegriffen. Die Erde wurde zwar gerettet, aber um das zu erreichen, mußten wir die Verteidigungssphäre des Systems drastisch verengen. Und dabei wurde der Mars geopfert.«

Er ließ den glänzenden Abzug über die Tischplatte gleiten, und der General nahm ihn beiläufig auf und betrachtete eine hellgelb gleißende Scheibe vor einer sternenbesetzten Schwärze. Er hob den Blick und sah Chalmers an.

»Ich darf annehmen, daß das nicht die natürliche marsianische Albedo ist.«

»Das ist keine Reflexion, General, ganz und gar nicht. Als die Aufnahme gemacht wurde, war die Planetenoberfläche immer noch weißglühend – zwei Tage nach dem Angriff. Der Planet wurde mit Höllenbomben förmlich eingedeckt. Natürlich gab es keine Überlebende – zwei Milliarden Tote.«

»Ich möchte annehmen, daß wir uns gerächt haben«, sagte der General, der an einer Antwort eigentlich gar nicht interessiert war – vor allen Dingen nicht jetzt. Er hatte es nur gesagt, weil es von ihm erwartet wurde.

»Wir haben natürlich sofort einen Vergeltungsschlag gegen das feindliche Heimatsystem gerichtet. Dabei wurde die Kreekal-Sonne ausgelöscht.«

»Und damit war’s dann aus, nicht wahr? Der Krieg seither war nur noch etwas, das nichts mehr am Ausgang ändern konnte – eine kleine Formalität am Rande, während die Bedingungen ausgehandelt wurden, wie?«

»Es tut mir leid, General.



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