Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman by Stephen Hunt

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman by Stephen Hunt

Autor:Stephen Hunt
Die sprache: deu
Format: epub


11

Damson Beeton watschelte durch den Vorgarten von Dolorous Hall, pfiff vergnügt und freute sich, mit den Hühnern aufgestanden zu sein. Der Sonnenaufgang schickte rote Finger über den Himmel hinter den Druckluftgebäuden der Hauptstadt, und die meisten Fabriken der Stadt schwiegen und hatten noch nicht damit begonnen, den dunklen Schmutz der Industrie in die Luft zu pusten. Der Kahn von Gattie & Pierce schob sich langsam auf den Anleger der Insel zu; man hatte das einzige große Segel gesetzt, um die Kosten für das Gas zu sparen, mit dem der Schiffsmotor angetrieben wurde.

Es war so viel angenehmer, sein Tagwerk schon so früh zu beginnen. Cornelius und Septimoth taten beide so, als würden sie noch schlafen, während sie in Wirklichkeit auf Höhe des Flussbetts in ihrem alten Museum herumwerkelten und ihren nächsten Schachzug in dem großen Spiel planten, in das man sie in Jackals verwickelt hatte. Eigentlich zog Damson Beeton es vor, wenn die beiden ihre Untaten jenseits der Grenze in Quatérshift vollbrachten. Dann hatte sie mehr Zeit für sich. Und natürlich war es insgesamt weniger aufwändig, das Anwesen in Ordnung zu halten, wenn niemand zu Hause war.

»Morgen, Damson!«, rief der Lieferantenjunge, der im Bug stand. »Zwei Kisten für Sie heute, richtig? Und einen Krug mit einem Quart Milch.«

»Frisch, wie ich hoffe, junger Mann«, sagte die Haushälterin. »Wo ist denn Master Jerry Cruncher heute?«

»Hat sich krankgemeldet«, sagte der Botenjunge. Der Kahn stieß sanft gegen den Anleger, und der Junge machte sich an den Tauen zu schaffen.

Sie sah den Mann am Ruder und die beiden Flussschiffer an, die mit dem Segel hantierten. »Nicht schon wieder rauer Nachtnebelhals, der arme Junge?«

»Eher so was wie Saufabendkopf, würde ich sagen.« Der Lieferantenjunge, die beiden Kisten unter dem Arm balancierend, machte einen Sprung auf den Anleger und lachte.

»Die leeren Kisten stehen hier drüben«, sagte Damson Beeton. Als der Junge zum Ende des Stegs blickte, packte die Haushälterin zu und drückte ihm das Nasenbein durch die Hirnschale. Er war sofort tot. »Die korrekte Antwort hätte gelautet: ›Dieser Nachtnebel ist wirklich teuflisch‹, junger Mann.«

Die drei gedungenen Mörder ließen ihre Tarnung als Bootsbesatzung fallen. Sie fassten nach ihren verborgenen Waffen, Finger legten sich um Pistolengriffe und Marlspieker, während Damson Beeton sich mit einer Schnelligkeit, die ihre fast siebzig Lebensjahre Lügen strafte, auf die Männer zubewegte. Sie nahm zuerst den schnellsten der Flussfahrer ins Visier und beförderte die Pistole, die er inzwischen hervorgezogen hatte, mit einem Tritt in den Fluss, dann wirbelte sie an ihm vorbei zu seinen Kumpanen und platzierte im Vorbeieilen einen scharfen Tritt genau über seinem Herzen. Während er sich noch fragte, wieso sein Herz nicht mehr schlug, fuhr die Hand der alten Frau hervor, brach den schweren Marlspieker, den er trug, in zwei Stücke und fing ihre Bewegung damit ab, dass sie einen Fuß im Bauch eines der beiden verbliebenen Mörder versenkte. Der Letzte, der nun noch auf den Beinen war, schlug dorthin, wo sich eben noch ihre Kehle befunden hatte. Er war schnell. Gut ausgebildet. Nach seinem Kampfstil zu schließen, gehörte er zu den Meuchlern, einem Elitekader von Assassinen, die sich im Umfeld der Hauptstadt aufhielten.



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