Das Kameradenschwein by Jürgen Alberts

Autor:Jürgen Alberts
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi, Thriller, Kriminalroman, Spannung, Polizei, Crimestory, Leiche, Kripo, Mordkommission
ISBN: 9783958650473
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2014-09-15T00:00:00+00:00

Das kleine Haus, in dem seine Familie gerade Platz gefunden hatte, war in den sechziger Jahren gekauft und umgebaut worden. Von der Hollywoodschaukel aus konnte man in den schönen Garten sehen, Rasenfläche, umstanden von Zierpflanzen. Aber im Winter gab es wenig im Garten. zu tun; und so war am Wochenende Putzen verordnet. Helga nannte das Arbeitsteilung, Lindow eine Schikane. Der Anruf Pinnebergers kam ihm gelegen. Er legte den Staubsauger auf den Boden, schaltete ihn aber nicht aus und griff zur Zeitung.

Er las die Kolumne nicht ohne Freude, hatte Grünenberg also hingelangt. Aber dann kam die Angst.

„Wolfgang, bist du fertig? Du kannst mal bei der Wäsche anfassen.“

„Nein“, brüllte Lindow gegen das saugende Getöse, „ich brauch' noch fünf Minuten.“

Er stand neben dem modernen Klopfsauger, die Zeitung in der Hand. Das konnte ins Auge gehen.

In gedeckten Farben war sein Wohnzimmer gehalten: die Couchgarnitur in hellem Beige, der Marmortisch in Deutschrot, die Wände in Altweiss, gestrichen. Die unauffällige Bescheidenheit deutscher Innenarchitektur. Die Schrankwand, die sich über die gesamte Längsseite erstreckte, wuchtig, nur wenige Fächer mit Gläsern und Nippes, einige Bücher. Im Mittelpunkt der Fernsehschrank, ein Überbleibsel aus den sechziger Jahren. Nur: die Fotos von seinen Kindern, die Lindow in mühevoller Arbeit zu einer Collage zusammengeklebt hatte, waren Ausdruck einer individuellen Wohnzimmergestaltung.

Er las den Artikel zum dritten Mal, konnte seine verstohlene Freude nicht verhehlen.

Aber die durfte er nicht zeigen.

Zunächst Grünenberg anrufen und ihn zusammenscheißen. Das musste er Matthies gegenüber schon von sich aus tun.

Dann Matthies anrufen und ihm Bericht erstatten.

Dann Pinneberger zurückrufen und ihm sagen, dass er nicht mit Grünenberg gesprochen hat und sich ausführlich nach der Verhaftung von Kandel erkundigen. Wenn er freundlich reagiert, dann ihm seinerseits von Kohler berichten, der sollte am besten heute noch verhört werden.

Das Ganze musste vor vierzehn Uhr geschehen, dann war Abfahrt zum Werder-Spiel, das Lindow auf gar keinen Fall, versäumen wollte. Da hätte in der Zeitung stehen können, dass seine Dienstmütze in einer unzweideutigen Situation entdeckt worden wäre, auch das hätte ihn nicht abgehalten.

Helga stand in der Tür.

„Ich dachte, du saugst.“

Sie nahm ihm die Zeitung aus der Hand, faltete sie zusammen.

„Da steht etwas Wichtiges drin ...“

„Nachher, das läuft nicht weg. Es ist Samstag, und du willst zum Spiel, oder nicht?“

Sie zog ihn mit in die Küche.

Im Wäschekorb ist die Bettwäsche, die sollte glattgezogen werden, das sparte das Bügeln.

Lindow dachte während dieses langjährig ausgeübten Vorgangs, dass Matthies vielleicht am Wochenende eine Rede hielt, dann hatte er Zeit bis Montag. Wenn sie die beiden Fälle, Merthen und Bünte, bis dahin aufklärten.

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