Das Holz by Jeroen Brouwers

Das Holz by Jeroen Brouwers

Autor:Jeroen Brouwers
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weissbooks
veröffentlicht: 2016-08-17T16:00:00+00:00


Von draußen nähern sich Schritte und Stimmen. Bruder Johannes Vianney taucht im lodernden Türrahmen auf, hinter ihm der Dorfarzt, der gerufen wird, wenn bei uns jemand wirklich krank ist. Renting heißt er. Fährt in einem Auto. Neben Dickerle ist er eine Bohnenstange, groß und hager, auf dem Kopf so eine karierte Mütze, wie mein Vater auch eine hatte. Der muffige Geruch, der ihm entgegenschlägt, lässt ihn die Nase rümpfen, seine Augen müssen sich erst an das Schummerlicht gewöhnen.

Dickerle kläfft: Was machst du denn hier, Bonaventura? Und was hat das Pickelgesicht hier zu suchen? Wil van Lanschot am Fußende des Bettes, mit dem Rücken zur Tür, dreht sich um, sein Kopf wackelt wieder. Die ganze Welt ist auf der Suche nach diesem Affen, und da steht er seelenruhig.

Bevor ich antworten kann, sagt Doktor Renting: Aber, aber, also bitte, Pickelgesicht, Affe, darf es auch etwas weniger sein. Und mit überraschtem Gesicht an mich gewandt: Sie sind Bonaventura? Schau einer an. Vor weniger als einer Stunde bin ich Frau Delahaye auf der Straße begegnet. Patricia Delahaye. Als ich sagte, ich müsse hierher, bat sie mich, Ihnen die allerherzlichsten Grüße auszurichten. Die allerherzlichsten Grüße. Ich kenne keinen Bruder Bonaventura, habe ich noch zu ihr gesagt, und schau her, da stehen Sie vor mir. Er streckt mir die Hand entgegen, der zweite Händedruck einer Zivilperson heute. Der von Herrn Goedgeboerd war schwammig und schlaff gewesen, nach guter Klostermanier, die er sich offenbar schon zu eigen gemacht hatte, der von Doktor Renting ist so kräftig, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Er bringt ein Stück Außenwelt mit herein. Endlich ein normaler Mensch an einem Ort, an dem es keine normalen Menschen gibt, auch wenn er einen limburgischen Dialekt spricht. Zitternd vom Atlas bis zum Steiß, werde ich beim Hören des süßen Namens und den Grüßen rot wie ein Kardinalshemd, aber gleich darauf so weiß wie Gebetbuchpapier. Der süße Name.

Haben Sie Fieber, Sie zittern so? Er deponiert seine Tasche auf den Nachttisch neben Marks Bett, die leere Pillendose fällt runter. Sie geben ihm Luminal? Er stellt die Frage anscheinend der Wand. Erwartet er eine Antwort? Die von Dickerle jedenfalls wischt er beiseite: Dafür gebe es keinerlei Notwendigkeit. Verschreiben Sie das, ohne vorher einen Arzt zu befragen?

Mit einer Kopfbewegung gebe ich Wil zu verstehen, dass wir die Krankenstation mit den Kruzifixen jetzt verlassen werden. Gute Besserung, Mark, sage ich. Renting zu Wil: Moment mal, junger Mann. Da ich schon mal da bin, was hast du denn da hinten am Bein? Der Striemen da.

Wil schweigt, soll ich für ihn antworten? Dickerle redet sich heraus: Der Junge sei mal wieder zu ungestüm durchs Unterholz gerannt, die peitschenden Zweige, Sie wissen schon. Nicht wahr, van Lanschot?

Hast du die Sprache verloren, Junge? Der Arzt ist auf Wil zugegangen, legt ihm die Hände auf die Schultern. Holla, beruhig dich erst mal, sagt er. Freundlich. Ein freundlicher Mensch. Sieh mich mal an. Und diese roten Augen, woher kommen die? Geweint, weil du dir beim Rennen durchs Unterholz wehgetan hast? Hör auf, so komisch mit dem Kopf zu wackeln.



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