Das Heldenlied der Drachenlanze 01 - Das Ehrenwort by Richard A. Knaak
Autor:Richard A. Knaak [Knaak, Richard A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Kapitel 9
Der Pfad schlängelte sich mit erstaunlicher Regelmäßigkeit durch den Hain. Hätte Magus sie nicht mehr als einmal beruhigt, so hätte Huma geglaubt, daß sie im Kreis liefen.
Er mochte den Hain nicht, der selbst bei Tag düster und voller tiefer Schatten war. Ohne das Licht des Stabes wären sie sicher vom Pfad abgekommen.
Huma duckte sich vor einem dornigen Ast, der in den Weg hineinragte. Nach dem ersten, scharfen Kratzer einer der zahllosen Ranken hatte er sein Visier geschlossen. Dennoch schabte jeder Dorn an dem Metall um seinen Körper entlang, und Huma bahnte sich verstimmt Schritt für Schritt seinen Weg. Doch egal, wann er zurückblickte, nie hinterließen seine Bemühungen eine Spur.
Vor ihm ließ Kaz fluchend seine Streitaxt auf einen Dornenbusch herabsausen. Der verletzte Minotaurus hackte auf die Pflanze ein, bis nur noch Späne zurückblieben. Fast im selben Moment lief er mit dem Gesicht in eine herunterhängende Ranke. Die scharfen Klingen der Axt fuhren empor und hackten auch diese in Streifen.
Der abrupte Abhang nach der nächsten Biegung kam für alle überraschend. Die Erdbewegungen durch den Elementar narrten Magus. Sein Stab senkte sich, und der Magier, der Widerstand erwartet hatte, purzelte kopfüber nach vorn. Kaz, der nächste, stürzte über den Zauberkundigen. Huma wich aus, um nicht auch noch auf dem zappelnden Haufen zu landen, rutschte an einer anderen Stelle aus und kam vom Weg ab.
Dank der riesigen Überreste eines einst mächtigen Baumes kam Huma abrupt zum Halten. Er rieb sich den Hinterkopf, der einen Teil des Sturzes aufgefangen hatte, und schaute auf.
Es gab keinen Pfad mehr. Die Bäume des Hains beherrschten das Gebiet. Hohe, alte Büsche wucherten im Raum zwischen den Bäumen. Schatten füllten den Rest. Tiefe, dunkle Schatten. Huma schloß die Augen und öffnete sie wieder, wobei er vermied, seinen Blick auf die Schatten zu richten. Ein Schauer überlief ihn. Er erstarrte. Was hatte er gesehen? Es entzog sich jeder Beschreibung, die er geben konnte. Er wußte nur, daß es irgendwo da draußen war und darauf wartete, daß er sich ihm unvorsichtig zuwandte.
»Magus! Kaz!« Die Namen hallten als Echo zu ihm zurück. Ein stilles, spöttisches Lachen schien von überall her zu kommen.
»Huuuumaaa.«
Beim Klang der Stimme griff Huma nach seinem Breitschwert und entdeckte, daß die Waffe fort war. Er erinnerte sich, daß er das Schwert in der Hand gehabt hatte. Doch er fand keine Spur von der Klinge, als er den Boden absuchte.
Etwas Großes, Mißgestaltetes brach aus den anderen Schatten hervor und kreuzte kurz sein Blickfeld. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als der Spötter wieder lachte. Huma zog einen Dolch in der Hoffnung, mit dem Stahl Eindruck zu machen.
Seine Sicht war versperrt, als sich etwas genau vor ihm aufbaute. Er stieß fest mit dem Dolch zu – und traf auf Erde und Matsch. Seine Hand versank im Schlamm, und er verlor seinen kleinen Dolch.
Mit großen Augen starrte er in die eisblauen, kristallinen Augen des Elementars.
Huma bekämpfte sein Verlangen, das seltsame Wesen zu umarmen. Der Elementar blickte auf ihn herab und sprach mit derselben rasselnden Stimme, die er benutzt hatte, um Magus zu antworten.
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