Das Haus Zamis 8 - Jagd auf die Paria (German Edition) by Vlcek Ernst & Montillon Christian & Vandis Dario

Autor:Vlcek, Ernst & Montillon, Christian & Vandis, Dario [Vlcek, Ernst]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Horror
Herausgeber: Kontor New Media GmbH
veröffentlicht: 2013-01-01T00:00:00+00:00

4. Kapitel

Etwa fünf Stunden war es jetzt her, dass man mich eingesperrt hatte. Die Uhr an Dr. Evans' Handgelenk war beim Absturz stehen geblieben, doch ich vermutete, dass es kurz nach Mitternacht war. Meine Augen brannten vor Müdigkeit, dennoch konnte ich nicht schlafen.

Meine Gedanken verirrten sich zu Sheridan Alcasta. Ob er noch lebte? Hatte der Dämon ihn ermordet, nachdem er Georg und mich aufgelesen hatte?

Ich schlüpfte von der Liege und kramte in der nach Salz und Seetang riechenden Jacke von Dr. Evans, in deren Innentasche ich einen Kugelschreiber fand. Er war verkrustet, aber für meine Zwecke würde er reichen.

Kurzentschlossen schob ich die Liege zur Seite und ritzte einen Kreis in den Boden, den ich mit magischen Symbolen umrahmte. In das Innere kritzelte ich das Zeichen Sheridan Alcastas. Die Beschwörung erforderte einigen Aufwand, weil die Alcastas eine künstliche Dämonenfamilie ohne jede Tradition waren. Ich hatte sie jedoch gut genug kennen gelernt, um die richtigen Formeln anzuwenden.

Ich kniete mich hin und sagte die Worte leise auf, während mein Oberkörper sich im Rhythmus des schwankenden Kutters hin und her bewegte. Instinktiv versuchte ich, die Magie mit meinen eigenen Hexenkräften zu verstärken, fühlte aber nur eisige Leere. Nicht einmal eine einfache Kristallkugel hätte ich in diesem Zustand zur Unterstützung des Zaubers verwenden können.

Die eingeritzten Zeichen begannen schwach zu glühen.

Ich murmelte Sheridans Namen dreimal hintereinander, wie es das Ritual verlangte. Aber ein Echo der magischen Präsenz Sheridans blieb aus. War er wirklich tot – oder konnte ich seine Anwesenheit nur nicht fühlen, weil mich meine Kräfte verlassen hatten?

Sheridan, sprich mit mir!, flehte ich stumm.

Warum hörte ich ihn nicht?

All meine Hoffnungen drohten zu zerbrechen …

Da näherten sich plötzlich Schritte und rissen mich aus meinen Gedanken.

Der Riegel glitt quietschend zurück.

Es gelang mir gerade noch rechtzeitig, auf die Liege zurückzuspringen und die Decke über mich zu ziehen. Die Tür öffnete sich, und Kapitän Sartossi betrat den Raum. Unter halb geschlossenen Lidern hervor erspähte ich, wie er sich mir näherte und kurz vor der Liege irritiert stehen blieb. Er musste wirklich ein sehr schwacher Dämon sein, wenn er den Ursprung der magischen Ausstrahlung in diesem Raum nicht bemerkte. Georg wären die Beschwörungssymbole auf dem Boden niemals entgangen.

»Wach auf!«, befahl Sartossi mit scharfer Stimme.

Ich öffnete die Augen, blinzelte und machte ein ratloses Gesicht. »Wo bin ich …? Sie, Kapitän Sartossi?«

»Sie haben geschlafen«, sagte er selbstzufrieden, da seine Hypnosekräfte mich offenbar zuverlässig in Schach gehalten hatten. Wieder wirkte er über das Gelingen dieses sehr einfachen Zaubers äußerst erleichtert. »Aber jetzt ist es Zeit aufzustehen. Sie sind kräftig genug, um mir ein paar Fragen beantworten zu können.«

»Wo ist Georg?«

»Herr Zamis ist in einer anderen Kabine. Ihm ist die Seeluft nicht bekommen. Es wird ihm bald wieder besser gehen.«

»Ich muss ihn sehen!«, erwiderte ich energisch.

Ich machte Anstalten, mich aufzusetzen, aber Sartossi hielt mich zurück.

»Es ist wichtig, dass wir miteinander sprechen.« Er hatte sich offenbar entschlossen, die Fassade aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlich stimmte es, was Salvatore mir erzählt hatte, und Sartossi fragte sich, ob ich nur eine einfache Sterbliche sei – oder tatsächlich jene Coco Zamis, derentwegen er das ganze Schauspiel inszeniert hatte.

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